Privatebanking
Die Privatbank räumt radikal auf: CEO Philipp Rickenbacher muss die Bank verlassen. Die gesamten Benko-Positionen von 606 Millionen Franken werden abgeschrieben.
31. Januar 2024 • Beat Schmid

Noch vor wenigen Tagen sah es so aus, als würden im Debakel um die Benko-Kredite keine Köpfe rollen. Doch seit heute ist klar: CEO Philipp Rickenbacher wird seinen Posten nicht mehr halten können. Er wird die Verantwortung für den Millionenverlust übernehmen und per sofort zurücktreten. Dies wurde tippinpoint aus gut informierten Kreisen bestätigt. Die Bank wird Rickenbachers Abgang am Donnerstagmorgen mit den Jahreszahlen bekannt geben.

Die Bank wird auch reinen Tisch machen mit den Krediten, die sie dem gescheiterten Immobilieninvestor René Benko gewährt hat. Überraschend wird Julius Bär die gesamte Position von 606 Millionen Franken vollständig abschreiben. Bisher waren die meisten Beobachter von einem Abschreiber von in der Höhe von 400 Millionen Franken ausgegangen. «Es spielt keine Rolle mehr, ob man 150 Millionen mehr oder weniger abschreibt», sagt ein Insider. Bisher hat die Bank im Zusammenhang mit Benko nur 80 Millionen zurückgestellt.

Wie tippinpoint bereits vor zwei Wochen berichtete, wird Julius Bär die Private-Debt-Abteilung, in der die Benko-Kredite abgewickelt wurden, stark verkleinern. Auch dies wird die Bank morgen bekannt geben. Es ist davon auszugehen, dass es in diesem Zusammenhang zu weiteren Abgängen kommen wird. Das Gesamtportfolio belief sich zuletzt auf 1,5 Milliarden Franken.

Zudem wird die Bank ihre Governance-Struktur anpassen, um die Risiken künftig besser steuern zu können. Der Vorsitzende des Risikoausschusses, David Nicol, zieht wird an der nächsten Generalversammlung nicht mehr zur Wahl antreten. Er ist erst seit April 2021 im Verwaltungsrat von Julius Bär. Als eine weitere Folge werden die Boni der Topmanager stark reduziert.

In den letzten Tagen hat innerhalb der Bank ein Meinungsumschwung stattgefunden. Laut einem Insider war der CEO-Posten von Rickenbacher für Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher immer ungefährdet. Beide seien davon ausgegangen, dass mit der Anpassung der Governance, dem Abschreiber und dem Bonusverzicht genügend getan sei, um die Märkte und die Kunden zu beruhigen. Möglicherweise hat Lacher die Stimmungslage der Verwaltungsräte, die auf einen Chefwechsel drängten, falsch eingeschätzt.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Mittwoch Nachmittag, dass ein möglicher Rücktritt von Philipp Rickenbacher zur Diskussion stehe.

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