Gemäss gut informierten Kreisen soll die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) für das Treuhandsoftwareunternehmen Numarics 60 Millionen Franken auf den Tisch gelegt haben. Die Transaktion wurde kurz vor dem Jahreswechsel vollzogen. Nur ein halbes Jahr später kommt nun die Wertberichtigung. Insgesamt schreibt die BLKB 105,5 Millionen Franken auf der Radicant Holding AG ab, in die die Numarics nach der Integration umfirmiert wurde.
Es ist davon auszugehen, dass die restlichen 45 Millionen auf der Radicant Bank selbst abgeschrieben wurden. Die frühere Numarics dürfte nunmehr komplett abgeschrieben sein, während der Wert der Radicant Bank in den Büchern ebenfalls deutlich tiefer liegen dürfte. Beobachter schätzen diesen auf einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag. Der Doppelabschreiber auf Numarics und Radicant ist ein harter Schlag für die Verantwortlichen. Folgerichtig treten der Bankratspräsident der BLKB, Thomas Schneider, der Verwaltungsratspräsident der Radicant Bank, Marco Primavesi, sowie BLKB-CEO John Häfelfinger zurück.
In Amt und Würden bleibt dagegen Radicant-CEO Anton Stadelmann. Das verwundert, da er als CEO eine zentrale Rolle spielt. Er ist Ende 2023 zum Chef des jungen Start-ups ernannt worden. Als Erstes warf er die ursprüngliche Idee der Radicant, eine Digitalbank mit nachhaltigem Anspruch, über Bord. Er machte Radicant zum billigen Jakob mit günstigen Commodity-Diensten wie hohem Sparzins und tiefen Kreditkartengebühren.
Von der Sustainabilitybank zum billigen Jakob
Das kostete viel und zog vor allem Schnäppchenjäger an. Dann, im Herbst 2024, die nächste Häutung der Radicant-Strategie. Stadelmann sah die Zukunft im KMU-Geschäft. Mit dem Kauf von Numarics erhoffte sich der CEO, bei den Kundengeldern endlich einen Sprung nach vorne machen zu können. Wie gut informierte Quellen berichten, soll es Stadelmann gewesen sein, der stark Druck aufgesetzt habe, die Numarics zu kaufen. Die BLKB nimmt dazu keine Stellung.
Der Kauf geriet zum Rohrkrepierer. Die KMU-Kunden, meist Kleinbetriebe, verspürten offenbar keine Lust, zu Radicant zu wechseln. Dass dies so kommt, hätte eine vertiefte Due Diligence ans Licht bringen können. Doch wie man hört, soll die Kaufprüfung mehr rudimentär denn sorgfältig durchgeführt worden sein. Ein Grund war, dass die UBS neben weiteren Venture-Capital-Investoren Aktionärin der Numarics war, was offenbar als Gütesiegel betrachtet worden ist. Unverständlich ist zudem, dass der Kauf offenbar nicht an Earn-out-Klauseln geknüpft war. So hätte man gewisse Beträge erst nach Erreichen von klar definierten Meilensteinen auszahlen müssen.
Wie die BLKB mitteilt, wurde vor Vertragsunterzeichnung eine Due Diligence durchgeführt, die von externen Spezialisten unterstützt wurde. Die genauen Umstände der Transaktion werden von einem unabhängigen Sachverständigen begutachtet, wie die Bank letzten Freitag nach Börsenschluss mitgeteilt hat. Der Bericht wird voraussichtlich bis Ende August 2025 vorliegen.
Verkauf als strategische Option
Nach den Abschreibern hat die BLKB die strategische Option. Die naheliegendste: Radicant zu verkaufen. Zwar verbrennt die Bank weiterhin Geld, doch ein Käufer käme mit in den Besitz einer Schweizer Banklizenz, was inzwischen das eigentliche Asset der Digitaltochter ist. In Frage kämen etwa Unternehmen aus dem Kryptobereich wie Bitcoin Suisse, die sich jahrelang vergeblich um eine Banklizenz bemüht hat. Oder auch Versicherer oder Asset Manager wie etwa Swiss Life. Auch kleinere Finanzunternehmen könnten sich einen Kauf vorstellen, wie aus der Szene zu hören ist.
Ein BLKB-Sprecher schreibt dazu: «Zu Spekulationen nehmen wir keine Stellung. Radicant erhält seit der Gründung regelmässig Anfragen, die auf einen Kauf oder eine Partnerschaft zielen.» Und auf die Frage, ob CEO Stadelmann weiterhin das Vertrauen des Verwaltungsrats geniesse, schreibt der Sprecher: «Anton Stadelman, CEO der Radicant Holding AG, hat das volle Vertrauen des Verwaltungsrats der Radicant Holding AG.»