Die neuen Preislisten sind ein Schock für Aggregatoren wie Plaid oder MX, die als Mittler zwischen Banken und Fintechs agieren. Die US-Grossbank hebt die Gebühren für den Datenaustausch an. Die Höhe variiert je nach Anwendungsfall und könnte für Unternehmen wie PayPal, Coinbase oder Robinhood empfindlich ausfallen.
Hintergrund ist, dass viele Finanz-Apps auf Transaktionsdaten, Kontostände oder Zahlungsverläufe zugreifen müssen, um ihren Service überhaupt anbieten zu können – etwa zur Budgetplanung oder für Sofortüberweisungen. JP Morgan sieht darin eine Infrastruktur, in die man massiv investiert habe und argumentiert mit dem Schutz von Kundendaten.
Laut CEO Jamie Dimon erhalten Fremdunternehmen den vollen Zugang zu den Kundendaten, um diese für ihre eigenen Zwecke und Gewinne zu nutzen. In den USA wird derzeit die sogenannten «Open Banking»-Regel neu verhandelt. Auf der Kippe steht die Regel der US-Verbraucherschutzbehörde CFPB, welche die Banken verpflichtet, Kundendaten auf Wunsch des Kunden kostenlos mit Drittanbietern zu teilen. Banken klagen gegen die Regelung, unter anderem mit Verweis auf Haftungsrisiken und mögliche Betrugsfälle.
Aktien von Paypal fallen
Fintech-Verbände sehen hingegen eine gezielte Behinderung von Innovation. Die Gebühren seien überzogen und könnten sogar das Vielfache der Einnahmen pro Transaktion ausmachen. Leidtragende wären letztlich nicht nur Start-ups, sondern auch Endkunden – insbesondere einkommensschwächere Nutzer, die zunehmend auf digitale Tools zur Finanzverwaltung setzen.
Die Börse reagierte prompt: Aktien von PayPal, Affirm und Block verloren letzte Woche zum Teil deutlich. Der freie Datenfluss war bislang eine wesentliche Grundlage des Wachstums dieser Branche. Es ist ein Machtspiel um Kundendaten im Gang: Wer diese hat, hat die Kontrolle – und kann über Zugänge und Preise entscheiden. Solange es keine klaren regulatorischen Leitplanken gibt, dürfte sich das Kräfteverhältnis zwischen traditionellen Banken und Tech-Anbietern weiter zugunsten der Institute verschieben.
Keine verbindlichen Regeln in der Schweiz
Im Vergleich zur US-Debatte ist die Lage in der Schweiz weniger konfrontativ, aber auch weniger dynamisch. Zwar haben sich Banken und Fintechs im Rahmen der Swiss Open Finance Initiative auf erste Standards verständigt, doch eine gesetzlich verpflichtende Open-Banking-Regelung existiert nicht. Der Datenaustausch basiert bislang überwiegend auf bilateralen Vereinbarungen – und ist damit freiwillig.
Die Swiss Data Alliance und OpenBankingProject.ch treiben zwar Standardisierungsansätze voran, doch der breite Durchbruch bleibt aus. Es fehlt an regulatorischem Druck und einem klaren rechtlichen Rahmen, wie ihn etwa die EU mit der PSD2-Richtlinie geschaffen hat.