Gläubigerliste
Die kleine Zürcher Privatbank soll René Benko 30 Millionen Euro geliehen haben. Bei einem Eigenkapital von 130 Millionen Franken ist das ein gewaltiger Brocken.
17. Januar 2024 • Beat Schmid

IHAG, die kleine Zürcher Privatbank vom Bleicherweg, taucht zusammen mit anderen Schweizer Finanzinstituten auf einer Gläubigerliste der Signa-Gruppe auf. Insgesamt haben die Institute und die Migros-Zentrale MGB dem gescheiterten Immobilieninvestor über 1 Milliarde Euro geliehen.

Neben bekannten Namen wie der Bank Julius Bär, die den Benko-Gesellschaften umgerechnet 628 Millionen Euro geliehen hat, tauchen auf der Liste auch neue Namen auf. Einer sticht besonders ins Auge: Die Privatbank IHAG, die vom Anda-Bührle-Familienclan kontrolliert wird. Sie soll René Benko exakt 30 Millionen Euro geliehen haben. Wenn die Angaben stimmen, ist die Bank damit möglicherweise ein unverhältnismässig hohes Risiko eingegangen.

Wie schwer der Kreditbrocken für die kleine Bank wiegt, lässt sich an den Eigenmitteln ablesen, die die Bank ausweist. Laut Geschäftsbericht waren es per Ende 2022 130 Millionen Franken hartes Eigenkapital (CET1). Da die Bank kaum zusätzliches Eigenkapital besitzt, liegt das ausgewiesene Gesamtkapital kaum höher (bei 131 Millionen Franken).

Der Kredit macht (umgerechnet in Franken) 21,5 Prozent der Eigenmittel aus und stellt nach den Regeln der Finma ein Klumpenrisiko für die Bank dar. Gemäss den Eigenmittelvorschriften der Bankenaufsicht liegt ein Klumpenrisiko vor, wenn eine Position 10 Prozent der Eigenmittel übersteigt. Die Finma definiert auch eine «maximale Obergrenze» für ein Klumpenrisiko: Sie liegt bei 25 Prozent der Eigenmittel. Der Signa-Kredit liegt also nur 3,5 Prozentpunkte darunter.

Die entscheidende Frage ist, mit welchen Sicherheiten der Kredit unterlegt ist. Handelt es sich um Pfandbriefe auf Immobilien, dürfte das für die Bank kein allzu ernstes Problem darstellen. Die Walliser Kantonalbank, die ebenfalls auf der Liste steht, erklärte gestern, ihr Kredit von umgerechnet 24,3 Millionen Franken sei durch eine Hypothek «gesichert».

Konkret handelt es sich um einen Konsortialkredit, an dem mehrere Banken beteiligt sind. Signa wurde in der Mitteilung nicht explizit genannt, sondern es war von einer «in Schwierigkeiten geratenen Investorengruppe im Detailhandels- und Immobilienbereich» die Rede. Praktisch wortgleich hatte Julius Bär vor wenigen Wochen ihr Engagement bei Benko transparent gemacht.

Wertlose Signa-Aktien

Da auch die Obwaldner Kantonalbank ein Exposure in exakt gleicher Höhe gegenüber Signa ausstehend hat wie die Walliser KB, ist davon auszugehen, dass auch die OKB zu der Gruppe der Konsortialkredit-Banken gehört. Die übrigen Banken und Institute wollten gestern gegenüber AWP mit Verweis auf das Bankgeheimnis keine Angaben zu ihren Engagements machen.

Die Privatbank IHAG liess gestern eine Anfrage von tippinpoint unbeantwortet. Damit bleibt unklar, wie der Kredit abgesichert ist. Sollte es sich nicht um eine Hypothek handeln, könnte dies für die Bank zum Problem werden. Von Julius Bär ist bekannt, dass sie auch Aktien der zusammengebrochenen Benko-Gesellschaften belieh. Der Wert dieser Sicherheiten tendiert gegen null. Es ist davon auszugehen, dass auf Bär nochmals erhebliche Abschreiber hinzukommen.

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