Am ersten Februar wird die Bank Julius Bär ihre Jahreszahlen veröffentlichen. Im Zentrum der Präsentation wird das Benko-Debakel stehen. Es ist davon auszugehen, dass die Bank ihre Rückstellungen auf Positionen im Zusammenhang mit dem österreichischen Immobilienfinancier nochmals deutlich erhöhen muss.
Am 20. November gab die Bank eine Rückstellung von 70 Millionen Franken auf dem Kreditbuch bekannt. Seither haben einige der wichtigsten Gesellschaften des verschachtelten Immobilienportfolios von René Benko Insolvenz angemeldet, darunter letzte Woche die Luxusimmobiliengesellschaft Signa Prime und die Immobilienentwicklungsgesellschaft Signa Development.
Wackelige Sicherheiten
Damit wächst der Druck, die Positionen in den Büchern der Bank erneut zu korrigieren. Bekannt ist, dass die Bank Kredite in Höhe von insgesamt 606 Millionen Franken vergeben hat. Wie heikel die Situation ist, zeigt eine Kredittranche von 200 Millionen Franken.
Dieses Geld floss in die Singa Holding, die bereits Ende November in Konkurs gegangen ist. Als Sicherheit erhielt Bär Aktien der Signa Prime, die am 28. Dezember selbst Konkurs anmeldete. Nach Ansicht verschiedener Experten müsste Julius Bär zumindest diese Tranche sofort vollständig abschreiben. (So sind die anderen Kredittranchen besichert.)
Alle noch im Amt
Die Bank ist aber auch personell gefordert. Der Verwaltungsrat muss bis zu den Jahreszahlen in vier Wochen entscheiden, welche personellen Konsequenzen er aus dem Debakel zieht. Um das Vertrauen der Kunden und Aktionäre wiederherzustellen, müsste ein möglichst grosses «Opfer» erbracht werden.
Da die Kreditanträge über ihre Tische gingen, wäre der Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher und/oder CEO Philipp Rickenbacher angezeigt. Beobachter haben den Eindruck, dass die beiden die Krise aussitzen wollen.
Auch auf den unteren Hierarchiestufen scheint es bei Bär bisher keine Entlassungen und Rücktritte im Zusammenhang mit Benko gegeben zu haben. Selbst die direkt verantwortlichen Kreditspezialisten und der zuständige Marktleiter sind offiziell noch im Amt. Ihre E-Mail-Adressen und Linkedin-Profile sind unverändert.