Signa-Insolvenz
Allein sein Privatjet kostete die Signa Holding 2,2 Millionen Euro im Jahr, wie aus einer Aufstellung des Sanierungsverwalters hervorgeht. Im Dezember kommt es zur ersten Gläubigerkonferenz.
6. Dezember 2023 • Beat Schmid

Der gescheiterte Immobilienmogul René Benko war ein passionierter Jäger. 2018 sicherte er sich beispielsweise die Pacht für das Revier Nickelsdorf West im Burgenland. «Hinter der Hege und Pflege des Wildes im Revier steht eine grosse Verantwortung, der die Signa Holding GmbH mit Sicherheit nachkommt», freute sich damals der Nickelsdorfer Bürgermeister.

Die Signa Holding soll auch eine Hochgebirgspacht in Tirol besitzen. Und für das Stüblergut in der Steiermark soll Benkos Familienstiftung laut Bloomberg im Jahr 2020 rund 30 Millionen Euro für 1300 Hektar bezahlt haben. Ob die Kosten privat oder über Signa abgerechnet wurden, ist nicht bekannt. Insgesamt verschlangen allein die Ausgaben für die Jagd im vergangenen Jahr 409’000 Euro, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf Angaben des eingesetzten Sanierungsverwalters schrieb.

Zum teuren Jagd-Hobby kommen hohe Reisespesen. Benko war in den vergangenen zwölf Monaten rund um den Globus geflogen, um neue Geldgeber zu finden – zuletzt klapperte er erfolglos die Golfstaaten ab. Allein Benkos Privatjet kostete im vergangenen Jahr 2,2 Millionen Euro. Für Helikopterflüge gab die Signa Holding 463’000 Euro aus. Insgesamt beliefen sich die Reisekosten auf 4,9 Millionen Euro. Bewachungsdienste kosteten 722'000 Euro. Für Anwälte zahlte die Signa Holding 2022 insgesamt 2,7 Millionen Euro.

Luxusausgaben gestrichen

Der Sanierungsverwalter hat nun als eine seiner ersten Amtshandlungen alle Luxusausgaben gestrichen, wie am Dienstag bekannt wurde. «Die Schliessung aller nicht notwendigen Teilbetriebe betrifft insbesondere das Jagd-, Flug-, Sicherheits- und Eventmanagementpersonal für Repräsentations- und Geschäftsanbahnungsaufgaben», sagte der Sanierungsverwalter. Diese Bereiche würden erhebliche laufende Kosten verursachen. Die Fortführung dieser Aktivitäten würde letztlich die Summe schmälern, die die Gläubiger am Ende des Insolvenzverfahrens erwarten können. Über 40 Beschäftigte am Sitz der Signa Holding in Innsbruck sollen ihre Jobs verlieren.

Nach österreichischem Recht ist es möglich, eine Insolvenz in «Eigenverwaltung» abzuwickeln. Die Aufgabe des Sanierungsverwalters besteht dann darin, den Prozess zu überwachen und sicherzustellen, dass kein Geld aus dem Unternehmen abfliesst. Hat der Sanierungsverwalter Zweifel, kann er beim Gericht beantragen, dem Unternehmen die Eigenverwaltung zu entziehen.

Erste Gläubigerkonferenz im Dezember

Die Gläubiger treffen sich erstmals am 19. Dezember. Am 12. Februar sollen sie über einen bis dahin vorgelegten Sanierungsplan abstimmen. In den Diskussionen der nächsten Wochen dürfte für sie vor allem die Frage im Vordergrund stehen, ob und wie viel von ihrem Geld sie wiedersehen. Signa hat eine Quote von mindestens 30 Prozent in Aussicht gestellt – das ist die Schwelle, die eine Sanierung in Eigenverwaltung überhaupt möglich macht.

Es ist davon auszugehen, dass auch die Bank Julius Bär einen Vertreter an die Gläubigerkonferenz schicken wird. Laut gut informierten Kreisen hat die Privatbank der Signa Holding ein Darlehen von 200 Millionen Franken gewährt, wie Tippinpoint berichtete. Als Sicherheit erhielt die Bank Aktien der Tochterfirma Signa Prime Selection. Zu dieser Gesellschaft gehört unter anderem das Elbtower-Projekt des Stararchitekten David Chipperfield. Das Gesamtengagement der Bank Bär im Zusammenhang mit René Benko beläuft sich auf 606 Millionen Franken.

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