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Unicredit-CEO Andrea Orcel baut seinen Einfluss bei der Commerzbank massiv aus. Die italienische Grossbank liegt noch hauchdünn unter der Schwelle, die eine Übernahmeofferte erzwingen könnte.
9. Juli 2025 • red.

Trotz politischem Gegenwind geht Unicredit bei der Commerzbank aufs Ganze. Wie die Mailänder Grossbank gestern Abend mitteilte, hat sie ihren Anteil an der zweitgrössten deutschen Privatbank auf rund 20 Prozent ausgebaut. Damit ist Unicredit nun klar grösster Aktionär der Bank. Der deutsche Staat hält rund 12 Prozent.

Bald könnte Unicredit-Chef Andrea Orcel noch einen Schritt weitergehen: Zusätzlich kontrolliert die Bank rund 9 Prozent über Derivate. Diese will sie «zu gegebener Zeit» in physische Aktien umwandeln. Der Anteil würde damit auf 29 Prozent steigen – nur hauchdünn unter der Schwelle von 30 Prozent, ab der Unicredit gesetzlich verpflichtet wäre, allen Aktionärinnen und Aktionären ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Zuletzt war es ruhig geworden zwischen Unicredit und der Commerzbank. Orcel hatte angedeutet, dass ihm die Commerzbank zu den aktuellen Kursen eigentlich zu teuer sei. Zudem hatten die Italiener kürzlich eine Absage von der neuen deutschen Regierung für ihre Expansionspläne erhalten.

Anders reagieren die Märkte: Seit Jahresbeginn sind die Commerzbank-Aktien um 92 Prozent gestiegen. Allein am Dienstag legten sie um 4,75 Prozent zu. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell rund 35,5 Milliarden Euro. Getrieben wird die Rally von Spekulationen, dass Investmentbanken gezielt Aktien aufkaufen, um diese Unicredit zur Verfügung zu stellen. Zum Vergleich: Unicredit ist derzeit mit 91 Milliarden Euro bewertet – ein Plus von 52 Prozent seit Anfang Jahr.

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