Kritik an Millionenlöhnen
Die Zürcher Kantonalbank muss sich über die aufgewühlte Lohndeckel-Debatte nicht wundern. Sie hat es versäumt, die Chefsaläre besser zu erklären.
18. April 2023 • Beat Schmid

Der “Tages-Anzeiger” ist sich ganz sicher: “Boni führen nicht zum Erfolg”, schreibt die Zeitung in einem Kommentar zur Lohndeckel-Debatte im Kantonsrat. Für grosse Aufregung sorgt vor allem der letzte Lohn von Langzeit-CEO Martin Scholl, der 2022 für acht Monate 2,7 Millionen Franken einstrich.

“Das ist doppelt so viel wie der Ganzjahreslohn des Nationalbank-Chefs und siebenmal mehr als das Salär eines Regierungsrats”, polterte die Zeitung. “Das dürfte nicht im Sinne der Zürcherinnen und Zürcher sein. Viele wollen keine angelsächsische Risiko- und Bonuskultur in ihrer Bank.”

Trotzdem erteilte das Kantonsparlament der Einführung eines Lohndeckels eine Abfuhr. Zwar fielen Worte wie “Raub am Volksvermögen”, “Frechheit”, “Bonusexzess”. Doch am Ende folgte der Rat dem Argument der Bank, sie brauche besten Führungsleute, und diese müsse sie auf dem Markt rekrutieren.

ZKB riskiert eine Volksinitiative

Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz, der auf den Zuschauerrängen sass, dürfte die Debatte dennoch zu denken geben. Die Bank wird bei ihrer Entschädigungspolitik über die Bücher gehen müssen. Sonst riskiert sie eine Volksinitiative der SP.

Immer diskutieren kann man über die absolute Höhe eines Chefsalärs. 2,7 Millionen für acht Monate als Chef einer Staatsbank sind dabei tatsächlich erklärungsbedürftig. Was in der Debatte unterging: Davon flossen über 900’000 Franken in die Pensionskasse von Martin Scholl, wie im Geschäftsbericht nachzulesen ist. Das ist ausserordentlich viel. 2021 waren es 210’000 Franken. Warum dieser Anstieg? Man erfährt nichts dazu.

Im Unterschied zu vielen anderen Banken gibt die ZKB auch kaum Details über die Zusammensetzung des Lohns des CEOs bekannt. Lediglich die Gesamtentschädigung wird angegeben. Nicht transparent ist, wie viel davon Grundlohn und Bonus sind.

Nicht State-of-the-Art

State-of-the-Art wäre heute, dass der Gesamtlohn auf die einzelnen Komponenten heruntergebrochen wird, auf Fixlohn, Kurzfrist-Bonus, Langzeit-Bonus, Sozialversicherungen, Auto etc. Und zwar aller Geschäftsleitungsmitglieder, nicht nur des Chefs.

Im Geschäftsbericht der ZKB finden sich diese Informationen nicht. Fixlohn und variable Vergütung werden zusammengezählt. Einzig die sogenannte Anwartschaft wird separat ausgewiesen. Dabei handelt es sich um eine langfristige, aufgeschobene Vergütungskomponente. Sie macht jedoch nur gut 5 Prozent des gesamten Bonuspools aus.

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