Dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) zurzeit keine US-Aktien verkauft, ist geld- und währungspolitisch nachvollziehbar. Denn damit würde sie den Aufwertungsdruck auf den Franken zusätzlich verstärken. Dennoch überrascht die jüngste Statistik der US-Börsenaufsicht SEC über die in den USA gehandelten Aktien im Portfolio der Nationalbank. Per 30. Juni dieses Jahres waren es 2'332 Titel im Wert von 166,9 Milliarden Dollar. Damit hat sich der Wert im zweiten Quartal um 18 Prozent erhöht. Höher war der Wert letztmals Ende März 2022 mit 177,3 Milliarden Dollar gewesen.
Bei der Zusammensetzung des Portfolios hat es auf den ersten Blick im zweiten Quartal keine spektakulären Veränderungen gegeben. Anders als im Vorquartal, als sich die Nationalbank vom 712-Millionen-Dollar-schweren Engagement beim Ölkonzern Chevron getrennt hatte, gehört die Beteiligung der SNB an Exxon Mobil nach wie vor zu den 15 grössten Investitionen in den USA. An der Spitze löste der Chiphersteller Nvidia die Tech-Konzerne Microsoft und Apple ab. Nvidia-Aktien im Wert von 11,7 Milliarden Dollar lagerten Mitte Jahr bei der Nationalbank.
Wer in den Aktienbeständen der Notenbank nach Anzeichen für eine Unterstützung der Währungshüter im Zollstreit der Schweiz gegen die USA sucht, wird ebenfalls nicht fündig. Die SNB war Mitte Jahr nach wie vor an der Trump Media & Technology Group beteiligt – mit 316'700 Aktien im Wert von 5,7 Millionen Dollar. Das waren sogar mehr als Ende März dieses Jahres (168'100 Aktien im Wert von 3,3 Millionen Dollar).
Keine Aktien von systemrelevanten Banken
Die SNB verfolgt laut eigenen Angaben mit ihren Aktienanlagen einen möglichst marktneutralen, passiven Investitionsansatz, indem sie die einzelnen Aktienmärkte in ihrer Gesamtheit abbildet und ihre Anlagen dadurch möglichst breit diversifiziert. Die Nationalbank nimmt grundsätzlich keine Titelselektion vor und verzichtet auch auf eine Über- oder Untergewichtung einzelner Sektoren. Als Konsequenz daraus hält die Nationalbank Aktien aus den verschiedenen Wirtschaftssektoren gemäss deren Börsenkapitalisierung.
Zwei Ausnahmen macht die SNB bei ihren Anlagen: Zum einen verzichtet sie aufgrund ihrer speziellen Rolle als Zentralbank auf Investitionen in Aktien von systemrelevanten Banken weltweit. Zum anderen fühlt sich die Nationalbank verpflichtet, «im Rahmen ihrer Anlagepolitik die grundlegenden Normen und Werte der Schweiz zu berücksichtigen».