Radicant, die Online-Bank der Basellandschaftlichen Kantonalbank, soll das sogenannte physische Treuhandgeschäft bereits verkauft haben, wie tippinpoint aus sicherer Quelle erfahren hat. Das Signing der Verträge habe vor kurzem stattgefunden. Das Closing, also der formelle Vollzug des Kaufvertrags, solle ebenfalls bald über die Bühne gehen.
Kommt es dazu, hat Radicant einen Teil ihres Treuhandgeschäfts bereits wieder abgestossen. Erst im Herbst 2024 kündigte die Online-Bank die Übernahme von Numarics an, einem Softwareunternehmen mit KMU-Treuhandkunden. Diese waren ein Jahr zuvor durch die Übernahme von A&O Kreston zu Numarics gekommen. Einen Teil der Treuhandarbeiten verarbeitete man vom Kosovo aus.
A&O Kreston ist unter anderem ein Grund, warum Radicant mit Numarics nicht glücklich wurde. Die Pläne, die Kunden der Treuhandfirma auf die Online-Bank zu migrieren, scheiterten. Der Kauf von Numarics geriet zum Flop. Beim Abschreiber der BLKB auf ihre Radicant-Beteiligung von insgesamt 105 Millionen Franken entfällt der grösste Teil auf Numarics.
Nur noch die Docubox
Was jetzt noch vom Kauf übrig bleibt, ist mehr oder weniger die sogenannte Docubox – eine Dokumentenmanagement-Lösung, angedockt ans Kontokorrent. Über diese Software können Rechnungen und Quittungen eingescannt und mit dem Konto abgeglichen werden.
Radicant hat den Kaufpreis von Numarics nie offengelegt. Gemäss Recherchen handelt es sich um mindestens 60 Millionen Franken, mit denen Numarics beim Kauf bewertet wurde. Die Transaktion erfolgte über einen Aktientausch. In Fachkreisen gilt dieser Wert als extrem hoch und nicht nachvollziehbar. Die hohe Bewertung und kurz darauf der massive Abschreiber werfen tatsächlich viele Fragen auf.
Radicant kommt an die kurze Leine
Ein Untersuchungsbericht, der in den nächsten Wochen fertiggestellt wird, dürfte erstmals Licht in die verpatzte Übernahme bringen. Dann sollte auch klar werden, welche Rolle das Management und der Verwaltungsrat bei der Transaktion spielten. Der Rücktritt von CEO Anton Stadelmann wurde nicht mit dem Kauf von Numarics in Verbindung gebracht.
Er gehe aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die Weiterentwicklung, hiess es in der Medienmitteilung gestern. Die BLKB kündigte Mitte Juli ein Kosten- und Sparprogramm an. Wie aus informierten Kreisen zu vernehmen ist, sieht dieses unter anderem eine engere Anbindung von Radicant an die Mutterbank vor. Damals gab die Radicant-Muttergesellschaft ebenfalls bekannt, das physische Treuhandgeschäft verkaufen zu wollen. Zum Status des Verkaufs machte die BLKB gegenüber tippinpoint keine Angaben.