Es war absehbar, dass es so kommen würde. Im Mai willigte Cantor Fitzgerald ein, die Hedgefonds-Gesellschaft O’Connor zu übernehmen, die sich seit den 1990er-Jahren im Besitz der UBS befindet. Nachdem nun eine O’Connor-Strategie tief in den Schuldenmorast der First-Brands-Pleite geraten ist, will Cantor Fitzgerald offenbar die Bedingungen der Transaktion neu verhandeln. Dies berichtet Bloomberg mit Bezug auf vertrauliche Quellen.
Cantor Fitzgerald wurde über viele Jahre von Howard Lutnick kontrolliert, der zu Beginn des Jahres von seinem Posten zurücktrat, um Handelsminister in der Regierung von Donald Trump zu werden. Mit seiner aggressiven Haltung im Zollstreit versuchte er laut dem Magazin Politico, als eine Art «Mini-Trump» aufzutreten. Auch die Schweiz bekam seinen Charme zu spüren – Lutnick bezeichnete sie als «kleines, reiches Land». Inzwischen wird Cantor Fitzgerald von seinen Söhnen geführt und kontrolliert.
In den Neuverhandlungen geht es offenbar darum, die sogenannte Working Capital Finance Group von der Transaktion auszunehmen, was den Kaufpreis nach unten drücken würde. Die UBS wiederum würde auf dieser Einheit sitzen bleiben, die ungesicherte Forderungen über 116,1 Millionen Dollar gegenüber First Brands hat, wie Konkursunterlagen zeigen. Bei diesen Forderungen handelt es sich um Lieferkettenfinanzierungen.
UBS mit total 500 Millionen Dollar exponiert
Die Turbulenzen werden mit grosser Sicherheit dazu führen, dass der Abschluss der Transaktion nicht wie ursprünglich im vierten Quartal erfolgen wird, sondern sich ins nächste Jahr hineinziehen dürfte. UBS und Cantor Fitzgerald hatten nach der Übernahme ein langfristiges Umsatzbeteiligungsmodell ausgehandelt. Der ursprüngliche Kaufpreis wurde bislang nicht offengelegt.
Insgesamt ist die UBS über fünf verschiedene Fondseinheiten mit total über 500 Millionen Dollar gegenüber First Brands exponiert. UBS Hedge Fund Solutions ist dabei mit einer Forderung von 233,7 Millionen Dollar der grösste ungesicherte Gläubiger. Der Hersteller von Autoersatzteilen ist wegen der Trump-Zölle in Schwierigkeiten geraten. Am 28. September brach das Unternehmen zusammen und beantragte Gläubigerschutz nach Chapter 11. Der Schuldenberg beläuft sich auf 6 Milliarden Dollar. Die US-Investmentbank Jefferies gab am Mittwoch bekannt, dass sie in einem Fonds ein Exposure über 715 Millionen Dollar gegenüber First Brands hat.
Die UBS erklärte diese Woche, dass die Pleite «viele private Kredit- und Betriebskapitalgeber in der gesamten Branche» betreffe. «In dieser äusserst unbeständigen Situation arbeiten wir daran, die potenziellen Auswirkungen auf die Performance der wenigen betroffenen Fonds zu ermitteln, und konzentrieren uns darauf, die Interessen unserer Kunden zu schützen.»