Zu ihrer Rolle bei der Credit Suisse schweigt sie weiterhin beharrlich. Trotzdem ist die Schweizer Harvard-Professorin vor Kurzem an einem Diversity-Event von Carolina Müller-Möhl aufgetreten.
1. Juli 2025 • Beat Schmid

Der umtriebige Headhunter Guido Schilling spricht in einem Social-Media-Post von einer «Highlight-Veranstaltung». Gemeint ist ein Event der Initiative taskforce4women, die von der Unternehmerin Carolina Müller-Möhl und ihrer Müller-Möhl Foundation unterstützt wird. Als Stargast trat Iris Bohnet auf, die einen «inspirierenden Vortrag» mit dem «provokanten Titel» wählte: «Vielfalt ade – aber jetzt erst recht! Was Führungskräfte nicht müssen – und was wirkt!».

Wie Guido Schilling seinen Followern berichtet, habe Bohnet in ihrem «lebendig gestalteten» Vortrag eine «kleine Toolbox» vorgestellt, wie man die eigene Haltung zur Weiterentwicklung der Gleichstellung hinterfragen könne. Die Harvard-Professorin habe mehr Konsequenz bei ihrer Umsetzung gefordert. «Nur wenn Vielfalt nicht nur behauptet, sondern konkret gefördert wird – durch faire Strukturen, Talentförderung unabhängig von Geschlecht oder Herkunft – kann sie ihren vollen Wert für die Entwicklung von Unternehmen entfalten», schreibt Schilling.

Dagegen ist freilich nichts einzuwenden. Schilling, Bohnet und andere Expertinnen diskutierten nach dem Vortrag Praxisbeispiele. Diese würden zeigen, dass sich bereits sehr viele Firmen von «reiner Symbolik» verabschiedet hätten und dazu übergegangen seien, die Vielfalt im Unternehmen konsequent und mit Fairness am Arbeitsplatz zu leben und auch als echten Wettbewerbsvorteil im Kampf um die besten Talente erfolgreich einzusetzen, schreibt der Headhunter.

Legendäres Interview

Ob auch die Credit Suisse erwähnt wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor. Selbst wenn, wäre sie ohnehin kein leuchtendes Praxisbeispiel gewesen. Iris Bohnet hätte zwar viel zu sagen gehabt. Sie sass von 2012 bis 2023 im CS-Verwaltungsrat und war damit höchste Diversity-Beauftragte der Grossbank – die, wie man weiss, trotz aller Gleichstellungsbemühungen kolossal scheiterte.

In den elf Jahren bei der Credit Suisse war sie ausserdem Mitglied des Compensation Committee und damit mitverantwortlich für die Höhe der Entschädigungen. Sie segnete mit ab, dass die Bank auch in Jahren grosser Verluste weiterhin grosszügige Boni an die Bankmanager ausschüttete. Ihre Rolle als Verwaltungsrätin und Mitglied des Vergütungsausschusses wurde im April in einem NZZ-Interview kritisch hinterfragt. Bohnet liess sich nichts entlocken. Auf mehrere Nachfragen sagte sie: «Dazu kann ich Ihnen nichts sagen.»

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