Fast so viel wie Jane Fraser
Mit dem zweistelligen Millionengehalt von CEO Sergio Ermotti hat sich die UBS eine erste Angriffsfläche geschaffen. Das wird die Diskussion um die künftige Regulierung der Grossbank weiter anheizen.
8. April 2024 • Beat Schmid

Die SonntagsZeitung hat zusammen mit der Anlagestiftung Ethos ausgerechnet, dass der Lohn von Sergio Ermotti deutlich höher sein dürfte als von der Bank ausgewiesen. Wer den Geschäftsbericht der neuen Superbank verstehen wolle, brauche eine Lupe, einen Taschenrechner und ein Übersetzungsprogramm – «am besten gepaart mit Geduld und etwas Humor», heisst es im Artikel.

Ethos und die SonntagsZeitung beziehen sich auf mehrere Fussnoten im Vergütungsbericht, die eine Änderung der Bewertungen im Long-Term Incentive Plan (LTIP) der Bank beschreiben. Zudem habe die Bank ein Leistungskriterium gesenkt. Um das Bonusziel zu erreichen, muss die Bank lediglich eine Eigenkapitalrendite von mindestens 10 Prozent erzielen. Ethos-Direktor Vincent Kaufmann schliesst daraus: «Die Zielerreichung ist einfacher geworden, darum müsste man im Gegenteil den Bonus höher bewerten.»

Fragen stellen sich auch beim sogenannten DCCP-Bonus (Deferred Contingent Capital Plan). Diese Bonuskomponenten können als AT1 ausbezahlt werden. Im Fall von Sergio Ermotti in der Höhe von 3,7 Millionen Franken. Nach dem Zusammenbruch der CS und der Annullierung der AT1-Boni in Höhe von 16 Milliarden «muss auch die UBS bis zu 9 Prozent zahlen, wenn sie AT1 an die Börse bringen will», heisst es im Artikel. Die Höhe der Zinsen, die Ermotti auf den gesperrten DCCP-Anteilen verdient, sei «schwer zu beziffern».


24 Millionen in Dollar umgerechnet

Als «Zwischenfazit» lasse sich festhalten, dass Ermottis Lohn auf Jahresbasis nicht 14,4 Millionen, sondern 21,8 Millionen Franken betrage, so die SonntagsZeitung. In US-Dollar umgerechnet, entspricht das einer Entschädigung von 24,11 Millionen Dollar. Damit würde Sergio Ermotti von der Schweizer Super League in die NBA der US-amerikanischen Topverdiener aufsteigen.

Jane Fraser, CEO der Citigroup, kommt 2023 auf ein Salär von 26 Millionen Dollar. Sie ist wie Ermotti dabei, die Bank umfassend zu restrukturieren. Insgesamt will sie 20’000 Stellen streichen. Sie erhielt ein Basissalär von 1,5 Millionen Dollar und 24,5 Millionen in Aktien- und Bargeld-Boni für 2023. Die Citi-Aktie ist in den letzten zwölf Monaten um 40 Prozent gestiegen.

Die Topverdiener der Wall Street bleiben für Sergio Ermotti weiterhin ausser Reichweite: JP Morgan-Chef Jamie Dimon erhielt 36 Millionen Dollar. David Solomon von Goldman Sachs kam auf 31 Millionen. James Gorman von Morgan Stanley kassierte 37 Millionen Dollar.

Boni kommen ins Visier

Die Höhe der Vergütungen der UBS-Spitze wird die Diskussion um die Regulierung der Bankgehälter weiter anheizen. Finma-Präsidentin Marlene Amstad hat bereits mehrfach durchblicken lassen, dass ihre Behörde auch bei den Boni ansetzen will. Kürzlich hat sich auch der ehemalige Finma-Direktor Urban Angehrn in diese Richtung geäussert. In einem Interview sagte er, dass die Finma in der Lage sein müsse, «die Vergütungsstruktur und die individuellen Entscheidungen über die Bonuspools der Grossbanken zu beeinflussen».

Bereits übermorgen dürfte die Diskussion an Fahrt gewinnen. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtete, wird das Departement von Karin Keller-Sutter am Mittwoch die Debatte über die künftigen Regeln für systemrelevante Grossbanken lancieren. Dann soll ein über hundert Seiten starker Bericht veröffentlicht werden, der aufzeigen soll, wie die einzige verbliebene Grossbank der Schweiz künftig reguliert werden soll.

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