Seit Colm Kelleher im Herbst die Ermotti-Nachfolge aufs Tapet gebracht hat, bringt die Grossbank das Thema nicht mehr aus der Öffentlichkeit. Ideal ist das nicht, weil der Bank ein Nachfolgeplan fehlt. Wie könnte er aussehen?
26. März 2024 • Beat Schmid

Colm Kelleher, Verwaltungsratspräsident der UBS, kennt die Wall Street. Der Ire ist dort gross geworden, absolvierte seine ganze Karriere bei Morgan Stanley. Doch ganz nach oben hat er es nicht geschafft. Nach einem jahrelangen Auswahlverfahren wurde ein anderer CEO. Trotzdem blieb er bei der Bank. Seither gilt die Nachfolgeregelung der US-Grossbank als Goldstandard. Doch taugt das Modell auch für die UBS?

Eine gute Nachfolgeregelung ist für jedes Unternehmen wichtig. Wie wichtig, zeigt ein Blick auf die letzten Machtwechsel bei Schweizer Banken. Jüngstes Beispiel ist Julius Bär, wo die Suche nach einem Nachfolger erst mit dem Rücktritt des CEO begann. Auch bei der Credit Suisse wirkten die letzten Wechsel improvisiert, von Tidjane Thiam zu Thomas Gottstein und von Gottstein zu Ueli Körner. Dass es auch anders geht, hat jüngst der 80-Milliarden-Konzern ABB mit dem eingeleiteten Wechsel von Björn Rosengren zu Morten Wierod gezeigt.

Bei der UBS hingegen nimmt die CEO-Nachfolge sehr viel Raum ein. Die Frage ist, ob das nicht zu viel ist. Als Sergio Ermotti vor bald einem Jahr zur UBS zurückkehrte, begann bereits die Diskussion, wer ihn dereinst ablösen könnte. Richtig lanciert wurde das Thema von Colm Kelleher im vergangenen November: An einer FT-Bankenkonferenz wurde er gefragt, wer Ermotti dereinst ersetzen werde. Kelleher sagte, es sei Ermottis Job, in zwei Jahren eine Shortlist mit drei potenziellen Nachfolgern zusammenzustellen.

Seitdem bringt die UBS das Thema einfach nicht mehr aus der Öffentlichkeit. Von Kronprinzen ist die Rede (Iqbal Khan), von neuen Hoffnungsträgern (Aleks Ivanovic) oder von der Bankerin mit den besten Karten (Bea Martin).

Kelleher heizt die Diskussion weiter an

Aber auch Kelleher heizt die Diskussion unnötig weiter an. Kürzlich sprach er in der «NZZ am Sonntag» im Plauderton davon, dass ihm die Idee gefalle, UBS-Manager zwischen den Divisionen rotieren zu lassen, um dann anzumerken, dass dies eigentlich Ermotti entscheiden müsse. Und als ob das noch nicht klar gewesen wäre, verbreitete Kelleher tiefschürfende Gedanken wie, ein CEO brauche «Integrität», müsse ein «Kulturträger» sein, ja, er oder sie müsse «führungsstark» sein und «Visionen» haben.

Ein Problem bei der aktuellen Zusammensetzung der Geschäftsleitung ist, dass die einzelnen Divisionsleiter über zu wenig breite Erfahrung verfügen. Iqbal Kahn kam erst spät ins Banking, machte dann schnell Karriere, kennt aber nur das Wealth Management. Sabine Keller-Busse war früher bei McKinsey und kennt die Operations und das Retailgeschäft. Ivanovic kennt das Asset Management, Rob Karofsky nur das Investment Banking.

Die Idee, die Kandidaten zwischen den Bereichen rotieren zu lassen, klingt gut. Aber wie soll das konkret aussehen? Sollen Keller-Busse und Khan die Rollen tauschen? Oder Ivanovic und Karofsky? Das ist schwer vorstellbar, denn die Divisionsleiter – bei der UBS heissen sie Presidents – führen ihre Abteilungen wie kleine Königreiche. Diese Strukturen aufzubrechen, ist nicht einfach.

Jobsharing mit Co-Presidents?

Eine Idee wäre, dass die UBS Co-Presidents einführt. Rein theoretisch wäre es zum Beispiel denkbar, dass Aleks Ivanovic Co-President von Iqbal Khan im Wealth Management wird. Da auch dies ein harter Eingriff in die Organisation wäre, könnten die Veränderungen auch subtiler erfolgen.

Wie beispielsweise im Fall von Konzernleitungsmitglied Bea Martin, die Anfang März neue Aufgaben erhielt und zusätzlich die Verantwortung für Nachhaltigkeit und Impact übertragen bekam. Im Mai 2023 wurde Bea Martin zum Head Non-Core and Legacy und President UBS Europe, Middle East and Africa ernannt. Die Investmentbankerin verfügt über einen recht breiten Erfahrungsschatz.

Die UBS hat sich dafür entschieden, die Nachfolgeregelung zu einem öffentlichen Thema zu machen. Das hat sie geschafft. Was die Bank noch nicht geschafft hat, ist erkennbar zu machen, wie ein konkreter Succession Plan aussehen soll.

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