UBS
Der UBS-Verwaltungsratspräsident will es der US-Grossbank Morgan Stanley gleichtun. Neben internen sollen aber auch externe Kandidaten für den Topjob in Betracht gezogen werden.
28. November 2023 • Beat Schmid

Wer soll dereinst Sergio Ermotti an der Spitze der UBS ablösen, wenn sich der Tessiner zum zweiten Mal aus der operativen Führung der grössten Schweizer Bank zurückzieht? Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher hat zwar noch keine Ahnung, wer es sein wird – aber er hat zumindest eine Vorstellung davon, wie der Rekrutierungsprozess ablaufen soll.

Kelleher will in den nächsten zwei Jahren eine Liste mit drei potenziellen Nachfolgern von Ermotti zusammenstellen. Das sagte der an einer Banking-Konferenz der «Financial Times». Er sagte zudem, dass auch externe Kandidaten in Betracht gezogen würden, um die Auswahl zu erweitern. Laut Kelleher hat er mit Ermotti nach dessen Rückkehr im Frühling vereinbart, dass sie eine Shortlist mit potenziellen Nachfolgern erstellen, während sich Ermotti voll und ganz auf die Integration der Credit Suisse konzentriert.

Kelleher legt die Messlatte sehr hoch

Der gebürtige Ire orientiert sich an seinem früheren Arbeitgeber. Er wolle es so machen wie Morgan Stanley, sagte er. Die US-Grossbank hatte in den vergangenen Jahren drei interne Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden CEO James Gorman aufgebaut.

Überraschend wurde Ende Oktober ein Handelsspezialist an die Spitze der Grossbank gehievt. Ted Pick setzte sich gegen Wealth-Management-Chef Andy Saperstein und Dealmaker Dan Simkowitz durch. Der Bank ist es nicht nur gelungen, drei valable Kandidaten für die Nachfolge von Gorman aufzubauen, sondern auch die beiden unterlegenen Kandidaten an die Bank zu binden. Kelleher legt damit die Messlatte sehr hoch.

Im Jahr 2009 war er selbst einer der Kandidaten für den Chefposten bei Morgan Stanley. Damals musste er Gorman den Vortritt lassen. Dennoch blieb Kelleher noch über zehn Jahre bei der Bank.

Kleine und grosse Fragezeichen

Wann Ermotti zurücktreten wird, steht noch nicht fest. Ein logischer Zeitpunkt wäre nach Abschluss der Integration der Credit Suisse. Diese ist für Ende 2025 geplant, aber es ist gut möglich, dass es länger dauert, bis die Fusion abgeschlossen ist. Ebenso gut ist denkbar, dass Ermotti noch ein oder zwei Jahre dranhängt.

Wer sind die internen Kandidaten? Es sind dieselben Namen, die schon vor der Wahl von Ralph Hamers genannt wurden. Zur Erinnerung seien sie hier noch einmal genannt: Iqbal Khan, Sabine Keller-Busse und Rob Karofsky. Bei allen dreien gibt es mehr oder weniger grosse Fragezeichen: Bei Keller-Busse ist es das Alter. Ob sie in zwei oder drei Jahren noch zur Verfügung steht, ist daher ungewiss (mehr dazu hier). Iqbal Khan schleppt die Hypothek früherer CS-Jahre mit sich herum. Karofsky ist in der Schweiz ein komplett unbeschriebenes Blatt.

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