Grossbanken
Die Grossbank gewährt Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani einen Kredit über 9 Milliarden Dollar. Sie kann damit die Scherben zusammenwischen, die der Zusammenbruch der Credit Suisse hinterlassen hat.
26. Oktober 2023 • Beat Schmid

Die UBS gewährt einem der einflussreichsten Investoren im Nahen Osten eine Kreditlinie über 9 Milliarden Dollar. Die Bank habe kürzlich entschieden, die Finanzierung für den ehemaligen Premierminister von Katar, Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani, bereitzustellen. Das berichtet Bloomberg.

Das Spannende an dem Deal: Die Kreditfazilität ist um mindestens 50 Prozent höher als die Summe der bestehenden Kreditlinien von UBS und Credit Suisse. Weder die UBS noch die Kataris haben den Deal bestätigt.

Der Kredit soll ein klares Signal senden: UBS-Chef Sergio Ermotti kann zeigen, dass mit seiner Bank in der Region zu rechnen ist. Das ist umso wichtiger, als sie bei den Superreichen in den Golfstaaten weniger stark verankert war als die Credit Suisse. Katar und ihre Herrscherfamilien waren während vieler Jahre eng mit der CS verbunden.

Dumping-Übernahme sorgte für Frust

Mit dem Deal demonstriert die UBS zudem, dass die Ölmilliardäre weiterhin mit der Schweizer Grossbank Bankgeschäfte abwickeln wollen. Der Zusammenbruch der Credit Suisse und der staatlich organisierte Verkauf der Bank zu einem Dumpingpreis an die lokale Konkurrenz hat für Frustrationen gesorgt.

Die Credit Suisse hatte nicht nur viele reiche und einflussreiche Kunden in der Golfregion, sondern auch Investoren. Die saudische Königsfamilie, die über die Saudi National Bank an der Credit Suisse beteiligt war, und die Al Tahanis aus Katar mit ihrem Staatsfonds waren zuletzt die grössten Aktionäre der Bank.

Im November pumpten sie über eine Kapitalerhöhung Hunderte von Millionen Dollar in die Bank, die sie sich nur wenige Monate später ans Bein streichen konnten. Kurz vor dem Kollaps waren zumindest die Saudis bereit, noch einmal Geld in die marode Bank zu schiessen. Wie Tippinpoint berichtete, sollen die Schweizer Behörden dies abgelehnt haben. Sie bevorzugten einen Notverkauf an die UBS.

Profiteure der Cocos

Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani hält Beteiligungen am Rohstoffhändler Glencore, an der britischen Barclays Bank und am Luxuskaufhaus Harrods. Bis 2013 war er auch der Vorsitzende des Staatsfonds Qatar Investment Authority, die dem die Einnahmen aus dem Energiegeschäft verwalten werden. Hamad ist der Cousin und enger Vertrauter des früheren Emirs von Katar, der bis 2013 herrschte. Sein Sohn, Jassim Bin Hamad Al Thani, trat als Bieter für den Fussballclub Manchester United auf. Dieser dass auch eine paar Jahre im Verwaltungsrats der Credit Suisse. Denn während und nach der Finanzkrise war Katar bereits einmal gross bei der CS eingestiegen. Allerdings war das Engagement schon damals eine Enttäuschung, denn der Aktienkurs fiel in den folgenden Jahren sukzessive.

Trotzdem dürften die Kataris mit der Credit Suisse unter dem Strich gute Geschäfte gemacht haben. Neben dem exklusiven Zugang zu Investment-Banking-Geschäften profitierten sie auch von den sogenannten Coco-Bonds, die sie in grossem Stil hielten.

Unbekannte Konditionen

Cocos waren die Vorläufer der berüchtigten AT1-Bonds. Schon damals zahlten die Papiere enorme Coupons von bis zu 9 Prozent. In einer Zeit spektakulär niedriger Zinsen war das ein Fest.

Zudem investierten die Kataris auch in die berüchtigten Greensill-Fonds der Credit Suisse. Laut Bloomberg waren es rund 200 Millionen Dollar, die Al Thani in die Lieferkettenpapiere steckte. Wenn die Kataris wie alle anderen Investoren behandelt werden, ist ihr finanzieller Schaden noch nicht vollständig gedeckt.

Es wäre interessant zu erfahren, wie die Konditionen der 9-Milliarden-Dollar-Kreditlinie aussehen. Aber dazu sind bisher keine Informationen durchgesickert.

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