Bis zu 5,25 Prozent Zins
Sogenannte Step-up-Zinsderivate bieten hohe Zinsen auf Euro und Dollar. Die Bank zielt damit ausschliesslich auf Kleinanleger.
26. Juli 2023 • Beat Schmid

Ein Händler spricht von einer «Struki-Mausefalle», für einen anderen ist es ein Beleg dafür, dass die Bank ihre schiefe Bilanz mit aller Macht wieder ins Lot bringen will. Die Rede ist von sogenannten Step-Up Notes, die derzeit bei der Credit Suisse zur Zeichnung aufliegen.

Dabei handelt es sich um geldmarktähnliche Derivate mit einer Laufzeit von einem Jahr. Die Produkte gibt es im US-Dollar und in Euro. Die Euro Step-Up Note bietet in den ersten sechs Monaten einen Zins von 3,55 Prozent. Für die zweiten sechs Monate erhöht sich der Zinssatz um 0,1 Punkte auf 3,65 Prozent. Daher der Name Step-Up. Das Dollar-Produkt bietet einen durchschnittlichen Zinssatz von 5,25 Prozent. Die als «komplex» bezeichneten Produkte sind ausschliesslich für Retailanleger gedacht.

Das klingt nach recht attraktiven Zinsen. Tatsächlich zahlt die Credit Suisse auf einem Euro-Privatkonto derzeit keinen Zins. Auch bei der UBS sind es 0,0 Prozent. Selbst bei deutschen Filialbanken schauen die Kundinnen und Kunden in die Röhre: Ein Tagesgeldkonto bei der Sparkasse Hochrhein bringt derzeit 0,5 Prozent.

Wo liegt der Haken?

Auch angesichts des einjährigen Euro-Swap-Satzes von derzeit 4 Prozent ist der durchschnittliche Zinssatz von 3,6 Prozent des Step-Up-Produkts attraktiv. Der Swap ist der Satz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Der zweijährige Dollar-Swap liegt bei knapp 5 Prozent.

Wo liegt der Haken? Wie bei den meisten Derivaten müssen die Kunden eine Zeichnungsgebühr bezahlen. Beim Step-up sind es 0,5 Prozent, die vom eingezahlten Betrag abgezogen werden. Dadurch sinkt der durchschnittliche Zinssatz beim Europ-Step-Up auf 3,1 Prozent. Hinzu kommen Depotgebühren, die für die Verwahrung fällig werden.

Auch die Risiken sind höher, als wenn man Fremdwährungen auf dem Konto liegen lässt, wo sie durch die Einlagensicherung geschützt sind. Das Produkt sei eine Art Obligation, die ein Darlehen an den Emittenten darstelle, schreibt die CS im Kleingedruckten zu den Produkten. «Sie tragen das Risiko, dass der Emittent seine Zahlungsverpflichtungen Ihnen gegenüber nicht erfüllen kann», schreibt die Bank.

Seit der Übernahme durch die UBS sind die Insolvenzrisiken jedoch massiv gesunken. Emittentin der Derivate ist zwar die Credit Suisse AG, diese ist aber inzwischen eine «Konzerngesellschaft der UBS», wie in den Unterlagen festgehalten ist. Die Bank hat ein Rating von A3.

CS will neues Geld anlocken

Laut einem Finanzmarktexperten will die CS mit Derivaten neues Geld in die Bank locken. Die Credit Suisse müsse ihre Bilanz in Ordnung bringen und suche dringend neue Mittel, sagt er. Theoretisch könnte die Bank auch die Zinsen auf den Konten erhöhen, aber das wäre viel zu teuer, weil dann alle Einleger davon profitieren würden. Statt die Zinsen auf den Bankkonten zu erhöhen, lockt die Bank gezielt mit Produkten wie den Step-Up Notes. Wer überschüssige Euros oder Dollars auf dem Konto hat, für den könnte das interessant sein.

Eine wichtige Einschränkung gibt es: Die amerikanische Notenbank Fed wird heute voraussichtlich den nächsten Zinsschritt machen. Und auch die EZB dürfte am Donnerstag eine weitere Leitzinserhöhung bekannt geben. Die Kundinnen und Kunden der Step-Up Notes werden von diesen Erhöhungen nicht profitieren. So steht es auch im Kleingedruckten: «Steigen die Zinsen über die im Voraus festgelegten Couponsätze, partizipieren Sie nicht an dieser positiven Entwicklung.»

Die Credit Suisse leidet seit bald einem Jahr unter Mittelabflüssen. Der Abzug von Einlagen hat die Bilanz der Credit Suisse aus dem Gleichgewicht gebracht. Teilweise hatte sie schon im vergangenen Oktober, als der erste Bank Run stattfand, schlicht zu wenig Mittel, um neue Kredite zu finanzieren. Erst massive Liquiditätshilfen der Nationalbank im März konnten die Situation entschärfen. Am Ungleichgewicht zwischen Einlagen und Krediten dürfte sich wenig geändert haben.

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