607-Millionen-Dollar-Streit
Die Grossbank zieht das Urteil aus Bermuda über 607 Millionen Dollar gegen eine Tochtergesellschaft der Credit Suisse vor ein Spezialgericht in London. Der georgische Ex-Premier Bidzina Ivanishvili fordert eine Bestätigung.
18. Juni 2025 • Beat Schmid

Der frühere georgische Premierminister Bidzina Ivanishvili hat am Montag beim höchsten britischen Berufungsgericht für Commonwealth-Staaten, dem sogenannten Privy Council in London, die Bestätigung eines Urteils über 607 Millionen US-Dollar verlangt. Diese Summe hat ihm ein Gericht in Bermuda im Zusammenhang mit einer langjährigen Betrugsaffäre bei der Credit Suisse zugesprochen.

Im Fall geht es um den verstorbenen Banker Patrice Lescaudron, einen ehemaligen Kundenberater der Credit Suisse. Lescaudron wurde 2018 in der Schweiz wegen Urkundenfälschung und betrügerischer Aktivitäten verurteilt. Er hatte unter anderem die Unterschriften Ivanishvilis gefälscht, fiktive Transaktionen durchgeführt und Verluste verschleiert. 2020 nahm er sich im Gefängnis das Leben.

Ivanishvili ist Gründer der regierenden Partei «Georgischer Traum» und gilt weiterhin als der starke Mann im Land. In Bermuda hatte er die dort ansässige Lebensversicherungstochter der Credit Suisse (CS Life) verklagt. Das Gericht sprach ihm 607 Millionen US-Dollar Schadenersatz zu.

Doch die UBS als Nachfolgegesellschaft der Credit Suisse akzeptiert den Entscheid nicht und bringt den Fall nun vor den britischen Privy Council. Die Bank argumentiert, das Gericht in Bermuda habe das Vertragsverhältnis zwischen Ivanishvili und CS Life «missverstanden», wie Medien mit Bezug auf Gerichtsunterlagen berichten. Laut einem UBS-Anwalt sei die Einheit «fälschlicherweise für das Versagen der Credit Suisse bei der Vermögensverwaltung haftbar gemacht worden».

«Demokratie untergraben»

Darüber hinaus weist die UBS auf die Sanktionierung Ivanishvilis durch die US-Regierung im Dezember hin. Ihm wird vorgeworfen, «die Demokratie zugunsten Russlands untergraben» zu haben – ein Umstand, der laut UBS infrage stelle, ob Ivanishvili überhaupt noch ausbezahlt werden könne.

Ivanishvilis Anwälte widersprechen dem entschieden. Es sei «völlig unlogisch», dass ihr Mandant über 750 Millionen Dollar in zwei Lebensversicherungspolicen bei CS Life investiert habe, ohne dass daraus vertragliche Pflichten seitens der Gesellschaft entstanden seien.

Ein weiteres, paralleles Verfahren in Singapur ist abgeschlossen: Dort wurde Ivanishvili zunächst 926 Millionen Dollar zugesprochen. Nach einem Berufungsentscheid im Jahr 2024 reduzierte sich die Summe allerdings auf 461 Millionen Dollar – inklusive Zinsen und Verfahrenskosten, wie die UBS in ihrem Bericht zum dritten Quartal festgehalten hat. Diese Gelder hat die Grossbank kurz vor der Sanktionierung ausbezahlt.

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