Millionenklage
Der georgische Milliardär und Politiker klagt gegen die Schweizer Grossbank UBS. Kürzlich verhängte US-Sanktionen beeinflussen die Auszahlung der Millionenbussen.
21. Januar 2025 • Beat Schmid

Es ist eine von mehreren Altlasten, die die UBS mit dem Kauf der Credit Suisse übernommen hat: die Schadenersatzklage des georgischen Milliardärs Bidzina Ivanishvili gegen die Bank. Es geht um Vermögenswerte, die sein ehemaliger Kundenberater veruntreut haben soll. Starbanker Patrice Lescaudron hatte zwischen 2006 und 2015 rund 800 Millionen Franken in die eigene Tasche gewirtschaftet oder mit hochspekulativen Aktiengeschäften verloren.

Kurz vor Weihnachten verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen Ivanishvili. Der Gründer und Ehrenvorsitzende der Regierungspartei Georgischer Traum habe mit seinem pro-russischen Kurs die «euro-atlantische» Integration des Landes im Kaukasus untergraben, heisst es in einer Erklärung des US-Aussenministeriums im Dezember.

Die Sanktionierung Ivanishvilis, die bisher kaum wahrgenommen wurde, hat Auswirkungen auf das Verfahren gegen die UBS. Gerichtlich verfügte Zahlungen an den ehemaligen Credit Suisse-Kunden dürften damit bis auf weiteres nicht durchsetzbar sein. Die Klagen Ivanishvilis werden auf den Bermudas und in Singapur verhandelt. In der südostasiatischen Metropole ist der Fall inzwischen abgeschlossen.

Wie die UBS in ihrem Bericht zum dritten Quartal mitteilt, hat das Gericht im Oktober 2024 im Rahmen eines Revisionsverfahrens eine Neufestsetzung der Summe auf 461 Millionen US-Dollar inklusive Zinsen und Kosten angeordnet. Das Urteil ist inzwischen rechtskräftig und die Forderung über 461 Millionen Dollar wurde bereits überwiesen, wie Tippinpoint in Erfahrung bringen konnte. In diesem Fall kamen die Sanktionen also zu spät.

Bermuda-Fall noch hängig

Noch offen ist das Verfahren auf den Bermudas. Dort war die Credit Suisse im Frühjahr 2022 zu einer Busse von über 600 Millionen Dollar verurteilt worden. Das Gericht warf der Credit Suisse vor, «keine oder unzureichende Massnahmen» ergriffen zu haben, um Lescaudrons «betrügerische Misswirtschaft» zu verhindern.

Sollte das Gericht in Bermuda ähnlich wie in Singapur entscheiden, könnte die zu zahlende Summe reduziert werden. Da Ivanishvili jedoch auf der Sanktionsliste steht, könnte er im Falle eines endgültigen Schuldspruchs noch lange auf die Zahlung warten.

Es sei denn, Donald Trump, der am Montag ins Weisse Haus zurückkehrte, streicht den Georgier wieder von der Sanktionsliste. Die Massnahme gegen Ivanishvili wurde von US-Aussenminister Antony Blinken durchgesetzt, der bis gestern noch im Amt war. Neuer Chef des State Departments ist Marco Rubio.

Der ehemalige CS-Berater Patrice Lescaudron war 2015 von der Credit Suisse fristlos entlassen worden. 2018 wurde er in einem Strafprozess in Genf zu fünf Jahren Gefängnis und einer Zahlung von 130 Millionen Dollar verurteilt. Im Sommer 2020 nahm er sich das Leben.

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