Es ist eine prominente Rückkehr in die Schweiz: Gemäss dem britischen Handelsregister haben Iwan und Manuela Wirth ihren Wohnsitz Anfang Juni 2025 offiziell in die Schweiz verlegt. Die Betreiber der weltweit aktiven Galerie Hauser & Wirth kehren damit Grossbritannien nach vielen Jahren den Rücken.
Gegenüber der Financial Times nahm ein Sprecher der Galerie keine Stellung zur Frage, ob der Umzug aus steuerlichen Gründen erfolge. «Iwan und Manuela Wirth sind Bürger und Einwohner der Schweiz, wo Hauser & Wirth gegründet wurde und weiterhin seinen Hauptsitz hat. Sie verbringen derzeit mehr Zeit in der Schweiz, da sie an bevorstehenden Projekten dort arbeiten und gleichzeitig andere Projekte in den USA und Grossbritannien betreuen.»
Hauser & Wirth zählt heute zu den bedeutendsten Galerien für zeitgenössische Kunst weltweit – sie befindet sich auf Augenhöhe mit Namen wie Gagosian, David Zwirner oder Pace Gallery. An den Pre-Openings der Art Basel herrscht am Stand ein Gedränge wie in einem Bienenhaus. Die Galerie vertritt namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Cindy Sherman, Paul McCarthy, Martin Creed oder Pipilotti Rist. Sie verwaltet zahlreiche Nachlässe, darunter jene von Louise Bourgeois, Mike Kelley oder Max Bill.
Insgesamt ist die Galerie an 18 Standorten aktiv, davon sechs in der Schweiz, zwei in Grossbritannien und fünf in den USA. Die Wirths gründeten ihre erste Galerie 1992 in Zürich – gemeinsam mit Manuela Wirths Mutter, Ursula Hauser. 2005 zogen sie nach Grossbritannien, seit 2016 galten sie dort offiziell als steuerlich ansässig. Hauser & Wirth betonte gegenüber der FT, dass das Ehepaar im Vereinigten Königreich ansässig war und nicht unter den Sonderstatus der Non-Doms fiel.
Steuerflucht der Reichen?
Dennoch steht der Wegzug im Zusammenhang mit der Steuerpolitik der neuen Labour-Regierung, die unter anderem die Abschaffung des sogenannten Non-Dom-Status angekündigt hat. Dieser erlaubte es ausländischen Steuerpflichtigen mit dauerhaftem Wohnsitz im Ausland, Auslandseinkommen von der britischen Steuer auszunehmen. Die Reform, die Finanzministerin Rachel Reeves im Oktober 2024 angekündigt hatte, führte bereits zu prominenten Abgängen – etwa von Stahlmilliardär Lakshmi Mittal und dem ägyptischen Industriellen Nassef Sawiris.
Wer bleibt, muss künftig mit einer Besteuerung des weltweiten Vermögens im Erbfall rechnen – mit bis zu 40 Prozent Erbschaftssteuer. Rechtsliberale Medien berichteten zuletzt, dass Reeves angesichts wachsender Abwanderung und zunehmendem Druck aus der City of London über eine Teilrevision der Reform nachdenke.
Es wird befürchtet, dass in den UK wie auch in anderen Ländern mit höheren Steuern vermehrt Millionäre abwandern. Doch diese Befürchtungen scheinen übertrieben, wie eine Untersuchung des NGO Tax Justice Network nahelegt. Im Fall von Grossbritannien sind seit 2017 lediglich rund zwei Prozent der Millionäre abgewandert. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Vermögenden um 20 Prozent gestiegen – von 2,2 auf 2,4 Millionen. Weltweit liegt die Millionärswanderung im Promillebereich.
Vor ihrem Abschied aus der Schweiz lebten die Wirths in einem riesigen Loft im Zürcher Kreis 4. Wo sie sich nun dauerhaft in der Schweiz niedergelassen haben, ist unklar. Bekannt ist, dass sie eine Wohnung in Sils im Engadin besitzen und kürzlich das Hotel Castell in Zuoz gekauft haben.