CS-Übernahme
Die Übernahme der Credit Suisse geht langsam in die heisse Phase. So richtig smooth läuft es bisher nicht. Eine Einschätzung.
20. Juli 2023 • Beat Schmid

Wo gehobelt wird, fallen auch Späne. Erst recht bei einer Mega-Fusion von zwei Grossbanken wie UBS und Credit Suisse. Mit einem Knall verlässt Andreas Gerber nach 34 Jahren die Grossbank. Er war Chef des wichtigen Schweizer Firmenkundengeschäfts der Credit Suisse. Gerber blieb im engmaschigen Filter hängen, den die UBS für CS-Leute anwendet. Das System kennt kein Pardon, auch nicht bei kleinsten Compliance-Unregelmässigkeiten. (Tippinpoint berichtete).

«Das war eine Machtdemonstration», sagt ein Beobachter. Die UBS zeigt damit, dass sie sich auch in Bereichen durchsetzen will, in denen sie schlechter aufgestellt ist als die Credit Suisse.

Unklug und unsensibel

Intelligent ist das nicht. Klüger wäre es gewesen, der Credit Suisse dort den Vortritt zu lassen, wo diese klar besser ist. Das ist syndizierten Krediten, bei Handelsfinanzierungen und in der Unternehmensberatung klar der Fall.

Die CS ist nicht in allen Geschäftsbereichen der UBS überlegen. Im Retail- und im Private Banking ist die UBS stärker. Niemand bei der CS wäre überrascht, wenn die UBS dort ihre eigenen Leute an die Spitze setzen würde.

Dass die UBS nun aber in die Paradedisziplin der CS reingrätscht, ist unklug und unsensibel. Es ist ein schlechtes Signal an die Firmenkunden in der Schweiz, die auf gute Dienstleistungen angewiesen sind. Und es ist eine demotivierende Botschaft an die rund 16'000 CS-Angestellten in der Schweiz, die immer noch auf eine Stelle im fusionierten Unternehmen hoffen.

Die Message aus dem Fall Gerber ist klar: Auch wenn man besser ist als ein UBS-Angestellter, ist das keine Garantie für eine Anstellung. «Die UBS muss aufpassen, dass sie nicht zu arrogant wird», sagt ein Beobachter.

Ziel: Rückgabe der Staatsgarantie

Der Fall Gerber zeigt, dass die «Säuberungsaktion» der UBS bereits tief ins Schweizer Geschäft hineinreicht. Möglicherweise ist dies ein Indiz dafür, dass UBS-Chef Sergio Ermotti bereits eine Vorentscheidung getroffen hat, wie er mit der CS-Schweiz verfahren wird.

Ermotti will offiziell erst Ende August bekannt geben, ob die CS-Schweiz voll integriert wird oder nicht. Einige Beobachter glauben zu wissen, dass er sich bereits entschieden hat und es zur Vollintegration kommt. Dass dies von Anfang an sein bevorzugtes Szenario war, ist längst klar.

Es wird aber immer offensichtlicher, dass die Grossbank diese Option möglicherweise nur zum Schein am Leben erhalten hat – vor allem, um Politiker vor den Wahlen im Herbst ruhig zu stellen, die eine eigenständige CS-Schweiz mit Blick auf Tausende von Arbeitsplätzen weiterhin fordern.

Um politisch den Boden für die grösste Massenentlassung seit vielen Jahren zu ebnen – es könnte sich um bis zu 10’000 Stellen handeln –, soll Sergio Ermotti darauf hinarbeiten, die Staatsgarantie von 9 Milliarden Franken an den Bund zurückzugeben.

Laut einer Quelle ist dies einer der Gründe, warum die Bank die Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal auf den 31. August verschoben hat. Die UBS braucht diese Zeit, um genau durchzurechnen, ob sie auch ohne die Bundesmilliarden über die Runden kommt.

Als Gegenleistung erwartet der UBS-Chef, dass ihn die Politik in Ruhe lässt – dass er die CS komplett schlucken kann, ohne dass ihm Bern noch viele Knüppel zwischen die Beine wirft. Wenn die UBS keine Staatsgarantie benötige, könne die Politik ihm auch nicht reinreden, könnte sein Kalkül sein.

Das sei typisch Ermotti, heisst es. «Es ist schlau, aber auch ein bisschen plump.» Ob sich Bern auf den Kuhhandel einlässt und der fusionierten Gross-UBS tatsächlich keine strengeren Regeln auferlegt, wird sich im Herbst zeigen.

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