Folgen der Fusion
In der fusionierten Bank wird die UBS Services AG eine entscheidende Rolle spielen. Bei ihr laufen alle Fäden der Informatik zusammen. Auch das Schweizer Geschäft der CS wird auf die Systeme der UBS migriert – unabhängig davon, ob die CS Schweiz als Bank eigenständig bleibt oder nicht.
14. Juli 2023 • Beat Schmid

Mitte August soll es soweit sein. Dann will UBS-Chef Sergio Ermotti bekannt geben, wie die fusionierte Grossbank definitiv aussehen wird. Dann wird auch klar sein, ob es eine Schweizer Einheit der CS geben wird oder nicht. Wie auch immer der Entscheid in der Schweiz ausfällt – schon heute lässt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass die Maschinenräume der beiden Banken vollständig zusammengelegt werden. Dies bestätige mehrere Quellen gegenüber Tippinpoint.

Sie sind die Monsterabteilungen innerhalb der Grossbanken, die man sich am besten als riesige Maschinenräume vorstellen kann. Sie wickeln alle Bankgeschäfte ab, hüten die Kundendaten, führen Börsenaufträge aus. Ohne sie läuft nichts. Die Credit Suisse hat vor einem Jahr detailliert aufgelistet, was ihr Maschinenraum alles hergibt: 13 Rechenzentren weltweit, 90’000 Arbeitsstationen, über 100’000 Server, 37’000 relationale Datenbanken und 3000 Applikationen. Der Maschinenraum der UBS dürfte noch grösser sein.

Die Migration der CS-Systeme auf die UBS-Plattform wird das grösste IT-Integrationsprojekt, das die Schweiz je gesehen hat. Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.

Viele Mutationen im Handelsregister

Die IT- und Serviceabteilungen sind in eigenen Aktiengesellschaften organisiert – sie heissen Credit Suisse Services AG und UBS Business Solutions AG. Mitte Mai, als die UBS die CS offiziell übernahm, gab es bei der Credit Suisse Services AG zahlreiche Mutationen. UBS-Leute übernahmen die Stellen von CS-Mitarbeitenden. So ist beispielsweise Axel Lehmann aus dem Verwaltungsrat der Credit Suisse Services AG ausgeschieden.

Die UBS Business Solutions AG wird dabei zu einer riesigen Integrationsmaschine. Unter ihr Dach kommt der gesamte Maschinenpark der Credit Suisse. Sie wird damit zu einer der wichtigsten Einheiten der fusionierten Grossbank, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Sie erbringt IT- und Business-Services für das Wealth Management, die Investment Bank, das Asset Management und das Schweizer Geschäft.

Die Monsterfusion der beiden riesigen IT-Abteilungen wird viele Kosten freisetzen. Je schneller sie zusammengeführt werden, desto schneller wird sich dies bemerkbar machen. Gemäss gut informierten Quellen kostet allein der Betrieb der CS-Informatik rund 2 Millionen Franken pro Tag. Gelingt es, die Integration der Systeme in zwei statt wie geplant in vier Jahren durchzuziehen, ergeben sich Einsparungen von knapp 1,5 Milliarden Franken. Geschwindigkeit ist also entscheidend.

Gewaltige Synergien

Die Synergien sind gewaltig. Die Kosten für das Gesamtsystem dürften nicht wesentlich höher sein als heute für den Betrieb der UBS. Insider rechnen mit einem Aufpreis von 10 bis 20 Prozent. Der Grund: Es braucht keine neuen Maschinen oder Applikationen, wenn die Systeme von der CS zur UBS migriert werden. Es braucht auch nicht mehr Mitarbeitende, um beispielsweise die Wertschriftenlösung zu betreiben. Es kommt zwar mehr Volumen auf die Systeme, aber das verursacht kaum Mehrkosten.

Mehrkosten entstehen eigentlich nur dort, wo die beiden Banken keine Überschneidungen haben. Das ist zum Beispiel in Indien oder in Australien der Fall, wo nur die CS vor Ort ist. Auch in Lateinamerika gibt es kaum Überlappungen. Das bedeutet, dass in Australien, Indien und Lateinamerika die CS-Systeme mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft genutzt werden.

In allen anderen Bereichen und Regionen werden die übernommenen CS-Mitarbeitenden künftig mit UBS-Systemen arbeiten. Dies gilt auch für das Schweizer Geschäft. Unabhängig davon, ob die Credit Suisse Schweiz wieder als eigenständige Bank abgespalten wird oder nicht, wird sie ihre Informatik künftig von der UBS Business Solutions AG beziehen. Das wäre nicht mal so unüblich. Es ist heute schon so, dass Banken ihre IT-Dienstleistungen von einem Provider beziehen. Das könnte auch eine CS Schweiz tun. Sie hätte weiterhin ihre eigenen Filialen und wäre in der Preisgestaltung unabhängig.

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