Eintrittsschwellen
Die Julius-Bär-Gruppe soll laut einem Medienbericht Kunden mit tiefen Vermögen aufgefordert haben, mehr Geld in die Bank zu bringen – oder die Geschäftsbeziehung zu beenden.
18. Dezember 2025 • Beat Schmid

Ab welchem Vermögen kann ich Kunde einer Privatbank werden? Würde man eine Strassenumfrage machen, läge die Bandbreite wohl so weit auseinander, wie wenn man die Anzahl Bohnen in einer Kaffeebüchse schätzen müsste. Bei Julius Bär soll die Eintrittsschwelle im Schweizer Heimmarkt bei einer Million Franken liegen, wie Bloomberg am Mittwoch berichtete. In Hongkong soll die Marke bei fünf Millionen Dollar liegen.

Das scheint der Bank zu tief zu sein. Wie die Agentur berichtet, soll die Bank nun Kunden mit tiefen Vermögen aufgefordert haben, der Bank mehr Geld anzuvertrauen oder die Geschäftsbeziehung zu beenden. Ziel sei es, sicherzustellen, dass sich eine Kundenbeziehung angesichts von Kosten und regulatorischen Anforderungen auch wirtschaftlich lohnt. Zudem habe Julius Bär die Aufnahme bestimmter exponierter Kundengruppen, darunter politisch exponierte Personen (sogenannte PEPs), eingestellt, heisst es weiter.

Stefan Bollinger, seit bald einem Jahr CEO der Bank, will Julius Bär konsequenter als reinen Wealth Manager ausrichten. Abenteuer mit komplizierten Kreditstrukturen will die Bank keine mehr eingehen. Ziel ist es, den Kunden den bestmöglichen Service und Zugang zu den spannendsten Anlageprodukten zu bieten – getreu dem Motto: Ist der Kunde zufrieden, ist es auch die Bank.

Wann lohnt sich ein Kunde?

Wann sich ein Kunde wirtschaftlich für eine Bank lohnt, lässt sich aber meist nicht an einer starren Vermögenshöhe festmachen. Kleinere Vermögen können durchaus attraktiv sein, wenn eine Bank die Prozesse im Griff hat. Und die Topkunden mit den grössten Vermögen, die superreichen Milliardäre, sind oftmals jene, die die tiefsten Margen abliefern. Sie sind professionell aufgestellt und drücken auf die Basispunkte, wo es nur geht. Sie muss man wie institutionelle Kunden betrachten. Hinzu kommt, dass sie mit mehreren Banken zusammenarbeiten, wobei oftmals eine Grossbank ihre Hauptbank ist.

Der Sweet Spot für Julius Bär dürfte bei ein paar Hundert sehr vermögenden Kunden liegen, die ihre Vermögen aktiv bewirtschaften. Sogenannte Monoliner hingegen, die ihr Geld beispielsweise einfach irgendwo sicher parkieren wollen, gehören nicht dazu, selbst wenn es grosse Vermögen sind. Sie sind für die meisten Banken nicht besonders attraktiv.

Die Aktie von Julius Bär legte in diesem Jahr eine Achterbahnfahrt hin – vor allem in der ersten Jahreshälfte. Seit dem Tief im April bei 45 Franken ist eine vorsichtige Erholung erkennbar. In den letzten sechs Monaten beträgt das Plus knapp 17 Prozent.

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