Kooperation mit der Uni Zürich
Heute liess der ehemalige Investmentbankingchef von Vontobel die Katze aus dem Sack. Helveteq will Krypto-Produkte auf den Markt bringen, die man mit gutem Gewissen kaufen könne.
11. April 2022 • Beat Schmid

Helveteq treichelte sich heute an die Schweizer Börse. Das Unternehmen, das von Roger Studer und Remigio Luongo gegründet wurde, versteht sich als Emittent von “ESG-transparenten” Anlageprodukten im Bereich Kryptowährungen. “Wir möchten den Anlegern mit der Dekarbonisierung von Krypto-Produkten einen zukunftsträchtigen Weg bieten, nachhaltig in die Blockchain-Wirtschaft zu investieren”, sagte Studer am Montag am Launchevent an der SIX in Zürich. Der Banker leitete während 20 Jahren das Investmentbanking der Vontobel.

Blockchain-basierte Assets würden vom gesamten Anlageuniversum lediglich ein Prozent ausmachen. Studer ist jedoch überzeugt, dass digitale Assets in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. Helveteq wolle den Kunden einen Zugang zu dieser Anlageklasse bieten. Auf der anderen Seite verstehe er es als seine Aufgabe, Produkte zu schaffen, die vollständig ESG-integriert seien, also auf Umwelt-, soziale und Governance-Aspekte Rücksicht nehmen.

Roger Studer: ”Bitcoin benötigt unglaublich viel Energie”

Helveteq versteht sich als Plattform für ETP und nETP (nicht gelistete Produkte). Zielgruppe seien Banken, unabhängige Vermögensverwalter sowie institutionelle und private Anleger. Heute hat Helveteq die ersten zwei eigenen Tracker-Produkte auf den Markt gebracht, die dem Ether- beziehungsweise dem Bitcoin-Kurs folgen.

”Bitcoin benötigt unglaublich viel Energie”, sagte Studer. Je nach Schätzung würde die Bitcoin-Blockchain eineinhalb bis zweimal so viel Strom verbrauchen wie die ganze Schweiz. Gemäss Erhebungen verbraucht eine einzelne Bitcoin-Transaktion derzeit 1,2 Tonnen CO₂. Das entspricht 2,6 Millionen Visa-Transaktionen oder knapp 200’000 Stunden auf Youtube. “Wir wollen Möglichkeiten zeigen, wie man den CO₂-Fussabdruck von Kryptowährungen berechnen und kompensieren kann”, sagte Studer.

Für die Berechnung des CO₂-Fussabdrucks spannt Helveteq mit der Uni Zürich zusammen. Thorsten Hens vom Institut für Banking und Finance hat mit zwei Forschern eine Methode entwickelt, um die Emissionen von Bitcoins und anderen Kryptowährungen zu berechnen. Auf Basis von bestehen Forschungsergebnissen konstruierte das Team ein Modell, das den gesamten Lebenszyklus eines Krypto-Assets erfassen soll. Dank der laufenden Weiterentwicklung der Methode könne der CO₂-Abdruck immer besser und genauer ermittelt werden. Man habe damit quasi einen “Swiss Finish” für die Berechnung der Emissionen geschaffen, sagte Hens.

Thorsten Hens: “Mit gutem Gewissen reich werden, ohne dabei die Natur zu versauen”

Um das Kohlendioxid zu kompensieren, spannt Helveteq mit der Carbon Offset Platform der UNO zusammen. Hens, dessen Forschung von Helveteq unterstützt wird, sagte, dass der gewählte Ansatz einzigartig sei. Er stelle fest, dass seine Studenten mit Kryptos reich würden, nun gebe es eine Lösung, um “mit gutem Gewissen reich zu werden, ohne dabei die Natur zu versauen”. Auf eine Frage gab Hens die Empfehlung ab, einem Portfolio etwa fünf Prozent Kryptos beizumischen.

Christian Katz, der CEO von Helveteq, erklärte gegenüber Tippinpoint, dass die Kosten für die CO₂-Kompensation mit den Gebühren abgedeckt seien. Helveteq verlangt für die heute lancierten ETP eine Fee von 1,69 Prozent. Neben der Kompensation seien darin auch die Kosten für die Zusammenarbeit mit der Uni Zürich enthalten, sagte Katz, der vor einigen Jahren Chef der Börse war.

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