Neues ETP-Projekt
Die früheren Vontobel-Manager lancieren ein Produkt für Investoren, die Angst haben, den Einstieg beim Bitcoin verpasst zu haben.
13. August 2025 • Werner Grundlehner

«Wir wollen den Anlegern die Entscheidung abnehmen, ob es der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in Bitcoin ist – oder ob die Kryptowährung vielleicht gerade zu hochgestiegen ist», sagt Axel Schwarzer, Mitgründer und Präsident der Investmentgesellschaft Eqitron im Gespräch mit tippinpoint. Zusammen mit Roger Studer lanciert er das neue Projekt Bitgold. Die Angst den Einstieg in Bitcoin verpasst zu haben, würden sie bei vielen ihrer Kunden antreffen. Das neue Produkt Bitgold – eine Verbindung von digitalem (Bitcoin) und physischen Gold – soll hier Abhilfe schaffen.

Bitgold ist ein ETP (Exchange Traded Product) das zu 120 Prozent hinterlegt ist. Zur Lancierung sind das 100 Prozent Bitcoin und 20 Prozent Gold. Diese Hinterlegung ist aber variabel, gesteuert wird das durch künstliche Intelligenz. Wenn die Stimmung im Markt für Gold «bullish» ist, wird der Anteil von Krypto zurückgefahren und jener des Edelmetalls erhöht. «Diese beiden Vermögenswerte sind derzeit die meistdiskutierten», sagt Studer. Die Bitcoin-Notierung ist volatil und bewegt sich in Wellen. Wegen der hohen Notierung würde aber viele Anleger die Sorge umtreiben, den Einstiegssteigpunkt verpasst zu haben – und zukünftig womöglich vor allem noch Rückschläge zu erleiden.

Die Mischung aus Gold und Bitcoin soll dieser Angst die Grundlage nehmen. Käme es zu einem Bitcoin-Abschwung, würden das Gold-Investment erhöht und das Krypto-Engagement reduziert. Bei einem Krypto-Boom wäre das Verhalten des Anlageprodukts genau umgekehrt. In Bitgold vereinigt sich mit Bitcoin ein Asset, dass sich zyklisch bewegt und in den vergangenen Jahren eine gewisse Korrelation mit den Aktienkursen der US-Tech-Riesen an den Tag gelegt hat – aber dennoch nur wenig mit den Börsen korreliert ist. Gold ist seit Jahrtausenden ein sicherer Hafen in unsicheren «Geldzeiten» - und ist zuletzt von Rekord zu Rekord geeilt.

Die beiden «Bitgold-Väter» kennen Sie sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der Privatbank Vontobel. Roger Studer leitete damals das Investment Banking bzw. das Geschäft mit Strukturierten Produkten, und Axel Schwarzer das Asset Management der Bank. Studer beschäftigte sich bereits früh mit Krypto-Assets und lancierte entsprechende Anlageprodukte für die Schweizer Privatbank. Später gründete der Investmentbanker ein eigenes Family Office. 2018 machte er den Versuch, eine Krypto-Börse in der Schweiz zu lancieren. Im Jahr 2020 kaufte er sich beim Finanzdienstleister Bitcoin Suisse ein und nahm bis 2023 Einsitz in den Verwaltungsrat.

Die Stimmung dreht vor dem Verhalten

Im Jahre 2022 lancierte Studer mit Partnern das Schwyzer Finanzinstitut Helveteq. Dieses soll Anlegern einen umweltschonenden Zugang zum Krypto-Universum eröffnen. Helveteq lancierte zwei klimaneutrale ETP (Exchange Traded Products) auf den Bitcoin und den Ether. Später kamen Produkte zu nachhaltigem Gold und Kunst hinzu. Zum verwalteten Vermögen macht Helveteq keine Angaben. Axel Schwarzer schied 2021 bei Vontobel aus und gründete mit zwei ehemaligen Arbeitskollegen, Eqitron. Die Investmentboutique will mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Large Language Models (LLM) den Bereiche Themeninvestments optimieren.

KI ist auch der Kern von Bitgold. Damit wird im gesamten Internet die Stimmung des Marktes gescannt. Schwarzer gibt an, dass dafür eine eigene App entwickelt wurde und nicht einfach Produkte ab Stange wie ChatGPT oder Perplexity verwendet würden. Dabei gehe es auch um qualifizierte Einordnung der Stimmung und nicht nur eine summarische Aufnahme. Der Vorteil des Vertrauens auf Stimmungsindikatoren? Meist sprechen Experten, Ökonomen und Anleger über einen Trend, bevor sie handeln, d.h. bevor sie ihr Geld dementsprechend arbeiten lassen.

Ein weiteres «Bitcoin»-Produkt

Die Zeichnungsfrist für das Anlageprodukt soll Ende Juli starten. Die beiden Initianten wären mit einem Emissionsvolumen im zweistelligen Millionenbereich zufrieden. Investoren wird eine Management-Fee von 100 Basispunkten und im Erfolgsfall ein Performance-Fee von 20 Prozent belastete. Das Produkt ist mit realen Vermögenswerten, Zertifikaten und ETF hinterlegt. Das Anlageprodukt wird nicht an der Börse gehandelt. «Es kann im Bankökosystem gekauft und verkauft werden, wie ein Anlagefonds», sagt Studer. Einmal pro Woche (mittwochs) wird der aktuelle Net Asset Value (NAV) des Produkts errechnet.

Es muss sich zeigen, ob das «kleine» Schweizer Produkt in der aktuellen Flut von neuen Krypto-Produkten genug Aufmerksamkeit generieren kann. Die Initianten verweisen darauf, dass noch niemand Gold und Bitcoin auf diese dynamische Art kombiniert hätten. Zwar werden sowohl Bitcoin als auch Gold von vielen als «Last Ressort Assets» angesehen – als Vermögenswerte, die im Extremfall Sicherheit garantieren. Oft vertreten aber die Verfechter der beiden Anlageklassen, Goldbugs und Bitcoiner, die entgegengesetzten Pole in der Vermögensverwaltung. Es bleibt abzuwarten, ob sie sich in diesem neuen Produkt finden.

Bitgold ist ein Name mit Gewicht und «Tradition» – und einer entsprechenden Verpflichtung? Nick Szabo entwarf unter diesem Namen bereits im Jahr 1998 das System eines Transaktionssystem über eine dezentrale Datenbank, das zensurresistent sein sollte. Diese als «Bitcoin-Vorgänger» bezeichnetes Modell schaffte es aber nie in die reale Anwendung. Des Weiteren gab es ein Zahlungssystem über die Blockchain, das mit realem Gold hinterlegt war, das ebenfalls Bitgold hiess, sich später aber in Goldmoney umbenannte. Die Verbindung von Bitcoin und Gold hat schon viele inspiriert.

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