Banken
Unter Ad-interim-Chef Christian Poerschke vergibt die Genossenschaftsbank wieder grosszügiger Kredite. Doch das Wachstum treibt die Kosten. Die Cost-Income-Ratio macht einen Sprung in die falsche Richtung.
20. August 2025 • Beat Schmid

Unter dem Strich hat die Raiffeisen-Gruppe im ersten Halbjahr 555 Millionen Franken verdient. Das sind 13 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2024. Der Grund dafür sind die Zinssenkungen der Nationalbank, die das Nettozinsergebnis um 107 Millionen Franken oder 7,5 Prozent drückten. Der Gewinnrückgang liege im «Rahmen der Erwartungen», schreibt die Bank in einer Mitteilung.

Bei der Kreditvergabe drückt die Bank unter Ad-interim-Chef Christian Poerschke auf die Tube. Die Hypothekarforderungen sind im ersten Halbjahr um 5,5 Milliarden Franken auf 226 Milliarden Franken gestiegen (+2,5 Prozent). Damit konnte Raiffeisen ihre Marktstellung stärken und hat ihren Marktanteil auf 18,3 Prozent ausgebaut, heisst es weiter. Insgesamt legte das Kreditbuch um 6 Milliarden auf 239 Milliarden Franken zu. Davon kommen 2,4 Milliarden (40 Prozent) aus dem Firmenkundengeschäft.

Auf der Einlagenseite verzeichnete Raiffeisen ein Plus von 5,5 Milliarden Franken. Der Bestand erhöhte sich um 2,6 Prozent auf 220 Milliarden Franken. Die Bank kann damit 92,2 Prozent der Ausleihungen mit Kundengeldern decken. Insgesamt verzeichnet Raiffeisen 19’000 neue Kundinnen und Kunden.

30'000 neue Depots

Einen Schritt vorwärts machte die Bank beim Vorsorge- und Anlagegeschäft. Der Nettoneugeldzufluss in Wertschriftendepots beträgt 2,1 Milliarden Franken. Angetrieben von der Marktperformance stiegen die Depotvolumen um 3,4 Milliarden Franken auf 55,3 Milliarden Franken.

In den ersten sechs Monaten des Jahres eröffnete Raiffeisen rund 30’000 neue Depots. Das sind rund 50 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Ein Haupttreiber für das Wachstum seien die Vermögensverwaltungsmandate, die um 17 Prozent zugelegt haben. Die Zahl der Vorsorgedepots stieg um 8,3 Prozent und die der Fondssparplandepots um 7,2 Prozent.

Ebenfalls aufwärts ging es bei den Kosten. Der Personalaufwand legte um 4 Prozent auf 823,9 Millionen Franken zu. Der Sachaufwand erhöhte sich um 12,7 Millionen Franken oder 4,4 Prozent auf 300,3 Millionen Franken. Die Cost-Income-Ratio machte einen Sprung auf 59,2 Prozent. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 55,3 Prozent.

MEHR ZUM THEMA


Hypogeschäft: Den Banken bricht die Marge um 10 Prozent ein

Der Schweizer Hypomarkt wächst nur noch langsam. Die UBS muss im Hypogeschäft stark Haare lassen. Raiffeisen und Pensionskassen geben Gas.
10. Juli 2025

Gabriel Brenna: Ein McKinseyaner wird neuer Raiffeisen-Chef

Die Genossenschaftsbank wirbt ihren neuen Chef von der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) ab. Für den Ex-McKinsey-Mann ist es erst die zweite Station im Banking.
11. Juni 2025

Drei Projekte betroffen: IT-Debakel bei Raiffeisen grösser als angenommen

Nicht nur die App erlitt Schiffbruch, auch bei zwei weiteren Projekten haperte es gewaltig. Eine entscheidende Rolle im Informatik-Chaos spielte Ex-Raiffeisen-Chef Heinz Huber.
11. April 2025

Pierin Vincenz krebst zurück - Weg frei für Prozess am Obergericht

Der frühere Raiffeisen-Chef hat sein Revisionsgesuch gegen ein Urteil des Bundesgerichts zurückgezogen. Damit sollte dem Verfahren am Obergericht nichts mehr im Weg stehen.
4. April 2025

Raiffeisen baut das Firmenkunden-Geschäft aus und will neue Dienstleistungen anbieten

Nach dem Ende der CS gibt die Genossenschaftsbank Gas im Firmenkundengeschäft. Inzwischen hat die Bank über 10 Milliarden ungesicherte Kredite an Schweizer Firmen vergeben. Neu organisiert die Bank Club-Deals und erwägt, als Paying-Agent aufzutreten.
22. Juli 2024