Nach dem Kollaps der Credit Suisse erhielten die CS-Aktionäre umgerechnet rund 76 Rappen pro Aktie – das reicht nicht einmal für eine halbe Stunde Parkzeit in der Zürcher Innenstadt. Insgesamt 5000 Aktionäre wehren sich dagegen und haben sich zwei Geschädigtengruppen angeschlossen. Wie die Zeitungen von CH Media heute berichten, vertritt das Westschweizer Justizunternehmen Legal Pass rund 3000 Geschädigte, der sogenannte «Anlegerschutzverein» aus St. Gallen gemäss eigenen Angaben weitere 2000 Betroffene.
Die CS-Opfer haben jüngst vor einem Zürcher Gericht einen Teilerfolg erzielt: Sie dürfen den Unternehmenswert der Credit Suisse am Wochenende des 16. März 2023 von einer unabhängigen Stelle überprüfen lassen. Dabei erhalten sie auch Zugang zu bisher unveröffentlichten internen Schätzungen und Bewertungen der UBS.
Ob die Kläger je einen höheren Preis durchsetzen können, ist ungewiss. Die UBS vertritt in einem Gutachten den Standpunkt, dass die CS-Aktien keinen Wert mehr hatten. In diese Richtung äusserte sich auch der damalige Chef der Finanzmarktaufsicht: «Der Wert von der Aktie der CS ist Null», schleuderte er CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann am denkwürdigen März-Wochenende entgegen.
Einnahmen in Millionenhöhe
Wie das Gericht letztlich entscheidet – für Legal Pass und den Anlegerschutzverein dürfte sich das Engagement in jedem Fall lohnen. Legal Pass arbeitet mit einem degressiven Tarifsystem, das bei 15 Rappen pro Aktie beginnt. Der Anlegerschutzverein verlangt 7 Rappen pro Aktie. Hinzu kommt eine Verwaltungspauschale von 250 Franken. Bei insgesamt 2000 Geschädigten ergibt das allein eine Verwaltungspauschale von einer halben Million Franken. Da die Rechtsvertreter keine Angaben zur Gesamtanzahl der betroffenen Aktien machen, lassen sich die Gesamteinnahmen nicht beziffern.
Das Spektrum sei breit, schreibt CH Media. Es gebe Aktionärinnen und Aktionäre mit «nur» wenigen Hundert Aktien – und solche mit mehreren Millionen. Bei Letzteren handle es sich oft um Pensionskassen. Angenommen, die beiden Organisationen vereinen insgesamt 10 Millionen Aktien, käme nochmals etwa eine Million Franken an Gebühren zusammen. Bei einer Niederlage vor Gericht sind die Gelder für die geprellten CS-Aktionäre verloren.
Der «Anlegerschutzverein» arbeitet für die Klage mit der Kanzlei Niedermann Rechtsanwälte aus Zürich zusammen. Dort ist Tobias Aggteleky Partner. Er gehört auch zu Team des «Anlegerschutzvereins», wo er gemäss Website Konsulent ist. «Initiatorin» des Vereins ist Gisèle Vlietstra, die in Zusammenhang mit Meyer Burger bekannt wurde.