CS-Übernahme
Ein St. Galler Verein lanciert medienwirksam eine Musterklage gegen den CS-Übernahmedeal beim Zürcher Handelsgericht. Wer steckt dahinter?
14. August 2023 • Beat Schmid

Schweizerischer Anlegerschutzverein – ein Name, der nach einer etablierten, breit abgestützten Organisation klingt, die sich seit vielen Jahren für die Rechte von Kleinaktionären einsetzt. Doch als Robin Hood der Publikumsaktionäre ist die Organisation bisher nicht in Erscheinung getreten.

Auf der Website findet sich weder eine Liste der Mitglieder noch Statuten oder gar ein Organigramm des Vereins. So ist nicht ersichtlich, wer Präsident oder Präsidentin des Anlegerschutzvereins ist. Als «Initiatorin» wird Gisèle Vlietstra genannt. Sie wird als «Schweizer Privatinvestorin mit Fokus auf Investitionen in den Bereichen Medizin, Biotechnologie und Erneuerbare Energien» beschrieben, die sich für «mehr Transparenz im Schweizer Kapitalmarkt» einsetzen will.

Arik Röschke ist laut Website «Generalsekretär» des Vereins, der sich im Schweizerischen Anlegerschutzverein engagiert, «um die Transparenz auf dem Schweizer Kapitalmarkt zu erhöhen». Der Dritte im Bunde ist der «Konsulent» Tobias Aggteleky. Er habe bereits während seines Anwaltspraktikums festgestellt, dass «der Anlegerschutz in der Schweiz ungenügend ausgebaut» sei.

Machtkampf um Meyer Burger

Eingetragen wurde der Verein im Jahr 2021. Hintergrund war der intensiv geführte Machtkampf um das Berner Solarunternehmen Meyer Burger. Damals sorgten der in Monaco wohnhafte Financier Urs Fähndrich und die Investorengruppe Sentis mit einer Strafanzeige wegen Bestechung für Wirbel. Später zog Fähndrich in den Verwaltungsrat von Meyer Burger ein. Kurze Zeit später trat der Investor jedoch wieder aus dem Gremium aus.

Vlietstra gehörte zur Investorengruppe Sentis. Fähndrich selbst hatte die Aktionärin in die Gruppe eingeschleust, wie er einmal gegenüber der «Finanz & Wirtschaft» sagte. 2021 zogen sich beide aus der Gruppe zurück. Vlietstra initiierte daraufhin den Anlegerschutzverein. «Ich habe jahrelang in US-Konzernen gearbeitet, dort ist die Einhaltung von Corporate-Governance-Regeln extrem wichtig – ein Verhalten wie bei Meyer Burger wäre dort undenkbar», sagte sie vor zwei Jahren der Handelszeitung.

Enge Verbindungen zu Urs Fähndrich

Die Verbindungen zu Financier Fähndrich und dessen Geschäftspartner Wolfgang Eichhorn sind nach wie vor eng. Arik Röschke, Generalsekretär der Anlegervereinigung, ist über mehrere Firmen mit den beiden verbunden. So sitzt er mit Fähndrich in der Gold Partners AG. Mit Eichhorn sitzt er in der Firma Agrosoph, deren Zweck laut Handelsregister unter anderem der An- und Verkauf von Ackerland ist. Zudem sind alle drei im Verwaltungsrat der Coarus AG eingetragen. Alle Firmen haben ihren Sitz in St. Gallen.

In St. Gallen befindet sich auch der Anlegerschutzverein. Wer sich als CS-Geschädigter vom Verein vertreten lassen will, muss zur Deckung der Vereinskosten eine «Verwaltungspauschale» von 250 Franken bezahlen, die teilweise zurückerstattet werden kann, wie es heisst. Hinzu kommen Kosten von 7 Rappen pro Aktie. Also rund 10 Prozent des Wertes, den die Aktionäre beim Verkauf erhalten haben.

Die Zürcher Anwaltskanzlei Niedermann Rechtsanwälte sei mit der Bearbeitung des Falles beauftragt worden, heisst es. Dort ist gemäss Website auch Tobias Aggteleky als Anwalt tätig, der beim Verein als Konsulent engagiert ist.

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