Intransparente Finanzierung
Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF), eine von den USA und Israel unterstützte Organisation, wollte in Genf eine Niederlassung gründen und suchte dazu eine Schweizer Bankbeziehung.
7. Juli 2025 • Beat Schmid

Die Grossbank UBS hat offenbar ein Gesuch der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) abgelehnt, ein Konto in der Schweiz zu eröffnen. Goldman Sachs soll Sondierungsgespräche geführt haben, eröffnete später aber ebenfalls kein Konto. GHF wollte mit einem Sitz in Genf internationale Spenden effizienter abwickeln.

Die Stiftung mit Sitz im US-Bundesstaat Delaware wurde 2025 gegründet. Seit Mai liefert sie Hilfsgüter an die Zivilbevölkerung im Gazastreifen – unter Umgehung etablierter Kanäle wie der Vereinten Nationen. Die Aktivitäten stehen unter politischer und humanitärer Beobachtung, da das operative Modell von der Uno als «inhärent unsicher» kritisiert wurde.

Wie Reuters berichtet, war ein entscheidendes Hindernis in den Verhandlungen mit den Banken die unklare Herkunft der Gelder. Offenbar schaffte es die Stiftung nicht, genügend Transparenz zu schaffen. GHF erklärte dagegen, dass es Finanzzusagen aus Europa gegeben habe, nannte jedoch keine konkreten Spender.

JP Morgan und Truist Bank

Ein Sprecher der Stiftung sagte gegenüber Reuters, die Stiftung verfüge in den USA über «mehrere renommierte Bankpartner», nannte aber keine Namen. Aus einem früheren Briefing-Dokument geht hervor, dass GHF Geschäftsbeziehungen mit JP Morgan und Truist Bank in den USA unterhält.

Laut der Schweizer Stiftungsaufsicht wurde der Stiftung nie ein Schweizer Bankkonto gemeldet. Obwohl GHF in ihren Unterlagen eine Kapitalausstattung versprach, wurde das entsprechende Startkapital nie eingezahlt. Laut Schweizer Recht beträgt das Minimalkapital 50’000 Franken. Die Stiftungsaufsicht hat letzte Woche die Auflösung der Gaza Humanitarian Foundation angeordnet, da diese ihren rechtlichen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist.

Militarisierte Hilfe

Ein Sprecher der GHF erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur, der Rückzug aus der Schweiz sei «eine strategische Entscheidung» gewesen – nicht die Folge «operativer» Probleme. Dennoch verzeichnete die Organisation interne Rücktritte, darunter auch den von Gründer Jake Wood. Der US-Veteran und Social Entrepreneur begründete seinen Abgang Ende Mai mit der Abkehr von «humanitären Grundprinzipien» wie Neutralität und Unabhängigkeit.

Internationale Organisationen wie die Uno sowie etablierte Hilfswerke lehnen eine Zusammenarbeit mit GHF ab. Sie werfen der Organisation vor, mit ihrem Modell die Hilfe zu militarisieren und dadurch zusätzliche Risiken für Zivilisten zu schaffen. Die GHF hingegen behauptet, ihre Verteilung laufe geordnet und ohne Zwischenfälle – trotz mehrfach dokumentierter Zwischenfälle, bei denen es in der Nähe ihrer Verteilzentren zu tödlichen Ausschreitungen kam. Ende Juni wurde bekannt, dass die US-Regierung der Stiftung rund 30 Millionen Dollar zur Verfügung stellt.

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