Too Big to Fail
Das Lobbying der Grossbank entwickelt kaum Momentum. Die UBS soll vor Rückschlag im Kampf gegen verschärfte Kapitalanforderungen stehen.
20. Mai 2025 • Beat Schmid

Die UBS steht kurz davor, eine grosse politische Schlappe einzufahren – das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Grossbank sei gescheitert, strengere Kapitalvorgaben des Bundes abzumildern. Neu soll UBS verpflichtet werden, ihre ausländischen Tochtergesellschaften zu 100 Prozent mit Kapital auf Stufe der Konzernmutter abzusichern – eine deutliche Erhöhung gegenüber dem heutigen Satz von rund 60 Prozent. Bloomberg beruft sich dabei auf zwei Personen, die mit den Vorgängen vertraut seien.

Wie tippinpoint bereits früher berichtete, wird der Bundesrat am 6. Juni den Schleier über die neuen Kapitalanforderungen lüften. Formell entschieden ist also noch überhaupt nichts. Allerdings deuten auch die Signale aus der UBS-Zentrale in dieselbe Richtung. Das Lobbying der Grossbank gegen eine Verschärfung entwickelt derzeit schlicht zu wenig Schwung, um eine Wende herbeizuführen.

Offenbar hat die UBS aktuell keine wirksamen Mittel, um den Argumenten der Finma und der Schweizerischen Nationalbank entgegenzutreten. Beide Institutionen setzen sich entschieden für eine 100-prozentige Kapitalunterlegung der Auslandstöchter ein – dem heikelsten Punkt im Massnahmenpaket des Bundes.

Gerade für Finma-Direktor Stefan Walter ist es derzeit einfach, mit seinen Forderungen politisch durchzudringen. Er kann dabei auf ein historisches Argument zurückgreifen: Nach der Staatsrettung der UBS vor bald 17 Jahren wurde die Finma durch die Politik eher geschwächt als gestärkt. Dies trug mit dazu bei, dass die Credit Suisse regulatorisch nicht entschiedener an die Kandare genommen werden konnte.

«Wollt ihr wirklich ein zweites Mal denselben Fehler machen?»

«Wollt ihr wirklich ein zweites Mal denselben Fehler machen?», kann Stefan Walter heute fragen. Für die Politik ist es in diesem Kontext äusserst schwierig, die Forderungen der Finma nach mehr Eigenkapital erneut abzuschwächen oder zu ignorieren.

UBS-CEO Sergio Ermotti und Präsident Colm Kelleher haben in den vergangenen Monaten intensiv Lobbyarbeit betrieben, um die Pläne zu entschärfen. Sie warnten wiederholt: Die verschärften Vorgaben würden UBS im internationalen Wettbewerb benachteiligen, da vergleichbare Anforderungen in anderen Jurisdiktionen kaum existieren.

Am Montag warnte Ermotti erneut: «Die Folgen der Regulierung im Bankensektor dürfen nicht unterschätzt werden», sagte der er an der Veranstaltung «Digital Gipfel Schweiz 2025» auf dem Bürgenstock, wie Reuters berichtet. Sollte die im Moment diskutierte Regelung zustande kommen, werde es in der Schweiz keine Gewinner geben. «Die Gewinner werden unsere Konkurrenten ausserhalb der Schweiz sein», meinte der Tessiner.

Der Gesetzgebungsprozess ist vorgegeben: Nach der Veröffentlichung der Eckwerte im Juni folgt bis spätestens Mitte 2026 die Ausarbeitung eines detaillierten Gesetzesentwurfs. Danach wird das Parlament darüber beraten – mit einer möglichen Abstimmung Ende 2027. Sollte ein Referendum zustande kommen, könnte das Volk 2028 das letzte Wort haben.

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