Wert von Bonus-Optionen vervielfacht
Die Anlagestiftung Ethos hat scharf nachgerechnet. Holcim-Präsident und designierter Lenker des Amrize-Spin-Offs kassiert viel mehr als im Geschäftsbericht deklariert. Grund ist ein umstrittener Optionsplan.
8. Mai 2025 • Beat Schmid

Es ist eine Summe, die das Mass des Üblichen sprengt: 48 Millionen Franken. So viel soll Jan Jenisch für das Jahr 2024 beziehen, wie die Anlagestiftung Ethos ausgerechnet hat. Das würde fast 1 Million Franken pro Woche oder dem 613-fachen des durchschnittlichen Jahreslohns in der Schweiz (78'024 Franken) entsprechen.

Hauptgrund für den Superlohn sind die 674'243 Performance-Optionen, die Jan Jenisch im März 2020 erhalten hat und die er nach einer vierjährigen Leistungsperiode (2020-2024) ab März 2025 vollständig ausüben kann. Diese Optionen, die zum Zeitpunkt ihrer Gewährung im Geschäftsbericht 2020 mit 890'001 Schweizer Franken bewertet wurden (1,32 Schweizer Franken pro Option), haben laut Ethos heute einen Wert von über 36,6 Millionen Schweizer Franken.

Hinzu kommen sein Grundgehalt von 600'000 Franken und sein Bonus von 1,3 Millionen für die vier Monate, die er 2024 als CEO des Unternehmens tätig war. Seine Vergütung als Verwaltungsratspräsident für die restlichen acht Monate dieses Jahres beträgt 2 Millionen Franken. Hinzu kommen 7,1 Millionen Franken für Aktien, die ihm 2022 im Rahmen seiner langfristigen variablen Vergütung zugeteilt wurden und im März 2025 fällig werden.

Optionen explodierten

Mit 48 Millionen Franken steigt Jan Jenisch in die Sphären von Brady Dougan auf, dem früheren CS-CEO, der einst 70 Millionen aus dem speziellen Bonusprogramm kassierte. Für Ethos steht der Betrag von 48 Millionen Franken «in krassem Gegensatz» zu der im Jahresbericht 2024 veröffentlichten Vergütung von 5,1 Millionen Franken. Diese Differenz ist hauptsächlich auf den Anstieg des Aktienkurses zurückzuführen, insbesondere in den letzten 12 Monaten, wodurch sich der innere Wert der Optionen auf mehr als 35 Millionen Franken vervielfacht haben.

«Ethos hat die Gewährung von Optionen in den letzten Jahren sehr kritisch gesehen und die Vergütungen für die Geschäftsleitung von Holcim aufgrund der sehr hohen Verschuldung der langfristigen Vergütungspläne konsequent abgelehnt», sagt Vincent Kaufmann, CEO der Ethos-Stiftung. Die variable Vergütung von Jan Jenisch für 2024, die das 25-Fache seines Grundgehalts als CEO beträgt, sei inakzeptabel und zeige die Grenzen des Systems auf, auch wenn sie die «gute Börsenperformance der letzten Jahre widerspiegelt», räumt Ethos ein.

Ethos verlangt die Abschaffung des Optionsplanes. Gleichzeitig empfiehlt Ethos den Aktionären, gegen den Vergütungsbericht und gegen das Budget von 32 Millionen Franken für die Vergütung der neun Mitglieder der Geschäftsleitung im Jahr 2026 zu stimmen. Die Anlagestiftung unterstützt hingegen die Ausgliederung des Nordamerika-Geschäfts in eine neue, in der Schweiz und den USA kotierte Gesellschaft (Amrize). Die Generalversammlung des Zementriesen findet am 14. Mai statt.

Holcim wehrt sich gegen die Kritik von Ethos. Das fünfjährige Optionsprogramm für die Geschäftsleitung sei vom Nominations-, Vergütungs- und Governance-Ausschuss «sorgfältig» ausgearbeitet und 2018 vom Verwaltungsrat sowie von den Aktionären genehmigt wurden, um «ausserordentliche Leistungen zu honorieren» und langfristigen Shareholder Value zu schaffen, sagt ein Sprecher.

Update: Der Artikel wurde mit einem Statement von Holcim ergänzt.

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