Grüne Fassade
Die erste grüne Fassade in Zürich wird abgerissen. Vor Handelsgericht streiten sich die Immobilienfirma Helios und die Baufirma Halter. Es geht um Millionen.
7. Mai 2025 • Beat Schmid

Diese Woche sind Bauarbeiter aufgefahren. An der Löwenstrasse reissen sie die Fassade ab und ersetzen die vertrockneten Pflanzen durch einen neuen vertikalen Garten. Das komplette Begrünungssystem wird dabei ausgetauscht. Man setze jetzt auf einen britischen Lieferanten, erklärt die Immobilienfirma Helios – so, wie es ursprünglich geplant war.

Helios ist Bauherrin des Objekts an der Löwenstrasse und liegt seit Jahren im Streit mit der Baufirma Halter, die das Gebäude sanierte und mit der Begrünung der Fassade beauftragt war. Ursprünglich waren rund 8 Millionen Franken für die Sanierung samt Fassade veranschlagt. Doch die Bauherrin bezahlte die letzte Tranche von 2 Millionen Franken nicht und begründete dies unter anderem mit Baumängeln – und weil Halter auf einen anderen Green-Wall-Lieferanten setzte als ursprünglich vorgesehen.

Es kam zum Rechtsstreit vor Handelsgericht, der vor bald einem Jahr begann, wie tippinpoint berichtete. Vor wenigen Wochen kam es zu einer Verhandlungsrunde, wobei das Gericht die Streitparteien dazu aufrief, die Sache untereinander zu regeln. Während Helios angefallene Zusatzkosten geltend macht, die deutlich über die ursprünglich abgemachten 8 Millionen Franken hinausgehen, sieht sich Halter allen Verpflichtungen nachgekommen. Eine Einigung scheint nicht unmöglich – doch wie immer müssen sich beide Seiten bewegen.

Ein Prestigeprojekt

«The Green Wall» ist ein Prestigeprojekt des Immobilienunternehmens Helios. Hinter der Firma steht der Niederländer Wolf Herwegh Vonk, der als Anwalt ein Vermögen gemacht hat. Vor über zehn Jahren besass er mehrere Liegenschaften in der St. Galler Altstadt, die er später an die Swiss Life verkaufte. Heute lebt er mehrheitlich in Neuseeland und Japan. In Christchurch kaufte Vonk vor einem Jahr ein Bürogebäude – für 80 Millionen Dollar. Mit den Gepflogenheiten der Schweizer Baubranche ist er kaum vertraut.

Die Halter AG wiederum ist seit über 100 Jahren im Geschäft und kennt mit ihren Zürcher Wurzeln den lokalen Markt in- und auswendig. Das Unternehmen arbeitet in der Regel mit grossen Bauherren zusammen, für die der Markt ebenfalls nicht neu ist. Für Halter liegt das Problem auch nicht beim Green-Wall-Lieferanten. Bei alten Swiss-Re-Gebäude in Adliswil wurden eine Teile der Fassade mit demselben Hersteller begrünt.

Erstmals war das Projekt der «Living Green Wall» 2018 in den Medien. Die NZZ ging damals davon aus, dass die 180 Quadratmeter grosse Fassade des 70er-Jahre-Baus in ein bis zwei Jahren komplett begrünt sein werde. Doch zähe Bewilligungsverfahren und die Corona-Pandemie sorgten für massive Verzögerungen. Sieben Jahre danach sind erst zwei Stockwerke vermietet. Im Parterre und im ersten Stock wird der E-Autohersteller Lucid einziehen.

Mit einer neuen grünen Fassade sollen dann auch die anderen Flächen leichter einen Mieter finden, hofft man bei Helios.

MEHR ZUM THEMA


Millionenstreit um erste «Living Green Wall» in Zürich

Die erste grüne Fassade in der Zürcher Innenstadt macht Probleme. Auch Monate nach dem geplanten Bezug steht das Gebäude leer. Die Immobilienfirma Helios und die Baufirma Halter sind tief zerstritten.
12. Juli 2024