Eigentlich war die Wall Street für Kamala Harris – zumindest liessen dies die Aussagen und Wahlspenden vor der Wahl vermuten. Doch mit Donald Trump im Weissen Haus scheinen zumindest die Banken sehr gut leben zu können.
Der Kurssprung der wichtigsten US-Bankenwerte war jedenfalls beispiellos, als sich am Mittwoch immer deutlicher abzeichnete, dass Trump das Rennen machen würde. Morgan Stanley legte um 13,7 Prozent zu, Goldman Sachs um 13,1 Prozent und JP Morgan um 11,5 Prozent.
Auch die kotierten Schweizer Banken profitierten – allen voran die UBS, die dank Trump um 5,2 Prozent zulegte. Bei EFG International und Julius Bär fielen die Gewinne mit gut zwei Prozent bescheidener aus.
Zum Kursfeuerwerk dürfte vor allem beigetragen haben, dass die Republikaner nicht nur wieder ins Weisse Haus einziehen, sondern möglicherweise auch beide Kammern des Kongresses dominieren werden. Die Aussicht, ohne Blockaden der unterlegenen Demokraten durchregieren zu können, dürfte der Hauptgrund für die neuen Rekordstände an den Börsen sein.
Zuletzt hatten die GOP und Trump eine milliardenschwere Steuersenkung durchgesetzt, von der vor allem Unternehmen und Reiche profitierten. Trump hat versprochen, Teile des Gesetzes zu erneuern und eine Reihe weiterer Vorschläge zu machen.
Am Mittwoch stieg der S&P 500 um 2,5 Prozent - der grösste Kurssprung nach einer US-Präsidentschaftswahl in den letzten 100 Jahren, wie eine Grafik von Bloomberg zeigt. Noch grösser scheinen die Hoffnungen bei den Small Caps zu sein. Ein entsprechender Indikator schoss sogar um 5,8 Prozent in die Höhe.
Für die massiven Gewinne der Banken gibt es noch eine andere Erklärung. Mit Trump an den Schalthebeln der Macht steigen die Chancen auf eine Lockerung der Regulierung. Schon in den vergangenen Monaten hatte die Wall Street zunehmend Druck gemacht. JP-Morgan-Chef Jamie Dimon sagte Ende Oktober, es sei «Zeit zurückzuschlagen». Viele Banken hätten Angst, sich mit ihren Aufsichtsbehörden anzulegen, «weil sie dann noch härter angegangen werden», so der mächtigste Banker der Wall Street.
Kampf um Basel II Endgame
«Wir verklagen unsere Regulatoren immer und immer wieder», sagte er. Die Regeln seien unfair und ungerecht und schadeten den Unternehmen und den Geringverdienern. In den USA sorgt vor allem das sogenannte Basel III Endgame für hitzige Diskussionen. Mit Trump im Oval Office glauben sie, einen Fürsprecher gefunden zu haben.
Wenn die USA tatsächlich die Regeln für die Banken stark lockern, wird es für die UBS einfach gegen eine Verschärfung der Eigenkapitalregeln in der Schweiz zu lobbyieren. Das Argument, über gleich lange Spiesse zu verfügen, dürfte an Gewicht zulegen. Die Verschärfung des Too-Big-to-Fail-Regimes in der Schweiz stehen nun unter neuen Vorzeichen.