Seit Anfang April ist Stefan Walter als neuer Finma-Direktor im Amt. Nun gab er einen ersten Einblick, wo er künftig die Schwerpunkte der Aufsichtstätigkeit setzen will. Dabei ging er auch auf die besondere Problematik der UBS ein. Am Kleinbanken-Symposium hielt er seine erste öffentliche Rede.
Ohne Umschweife sprach Walter den politisch heikelsten Punkt an: die Erhöhung der Eigenkapitalerfordernisse für die UBS. «Die CS-Krise hat insbesondere die Verwundbarkeit der Stammhäuser schonungslos aufgezeigt», sagte der ehemalige EZB-Mann. «Wir werden folglich einen besonderen Fokus auf dieser Einheit legen. Im Fall der UBS werde man sich für eine «volle Kapitalisierung der Beteiligungen dieser Einheit» einsetzen.
Bisher konnten Grossbanken einen Abschlag geltend machen. Nach den Vorstellungen des neuen Finma-Direktors soll dieser Rabatt nun ganz wegfallen. Das ist so etwas wie der Worst Case für die UBS. Die Bankspitze hält nichts von zusätzlichem Eigenkapital, wie CEO Sergio Ermotti und Präsident Colm Kelleher bereits mehrfach betont haben. Mehr Kapital sei der «falsche Weg». Die volle Kapitalisierung der Auslandstöchter würde einen Bedarf von 15 Milliarden Dollar auslösen.
Im Notfall gibt es keine Alternative mehr
Stefan Walter betonte, dass die Abwicklungsfähigkeit einer Bank absolut entscheidend sei. «Denn im Fall der UBS gäbe es im Notfall keine Alternative mehr, etwa eine Übernahme durch eine andere Bank. Grundsätzlich müssen wir also alles daransetzen, dass die UBS abwicklungsfähig ist.»
Der Finma-Direktor kündigte an, das Geschäftsmodell und die Struktur der künftigen kombinierten Grossbank «im Voraus auf ihre Abwickelbarkeit zu prüfen». Dabei müsse die Behörde die Kompetenz haben, Geschäftsaktivitäten, Praktiken oder Verflechtungen zu «verhindern», die einer effektiven Abwicklung des Instituts im Wege stehen könnten. «Je schwieriger es ist, eine Bank abzuwickeln, desto höher sollen die Puffer zur Vorsorge sein. Wir werden uns dies genau anschauen.»
Walter sagte weiter, er werde sich dafür einsetzen, dass seine Behörde frühzeitig bei den Banken eingreifen könne. Die Quellen und Übertragungswege von «Stress im System» seien sehr komplex. Die Aufsicht müsse daran arbeiten, die Wahrscheinlichkeit und das Ausmass einer Krise so weit wie möglich zu minimieren.
Walter will Kompetenz, um bei den Boni einzugreifen
«Was wir anstreben müssen – und wofür ich mich in den nächsten Monaten und Jahren mit grossem persönlichen Engagement einsetzen werde – ist eine Best-in-Class-Aufsicht. Das bedeutet, dass wir eine volle Palette von Instrumenten und Kompetenzen haben und diese beim ersten Auftreten von Problemen effektiv und effizient einsetzen.»
Dies sei der Weg, um vorbeugend, frühzeitig und präventiv gegen Krisen vorzugehen und damit zu verhindern, dass Probleme und Missstände so gravierend werden, dass sie die Stabilität eines Instituts oder des gesamten Finanzplatzes Schweiz gefährden, sagte Walter.
Mit anderen Worten: Die Finma müsse bereits vor der Phase der Instabilität «eingreifen können». «Dies gilt ganz besonders bei systemrelevanten Banken, bei denen sich exzessive und unverhältnismässige Risiken manifestieren können.» Dazu würden der Finma die nötigen Instrumente fehlen, sagte Walter. So verfüge die Behörde nicht «über die gesetzliche Kompetenz, Ausschüttungen und Vergütungen einzuschränken, wenn vorausschauende Stresstests eine potenzielle Kapitallücke offenlegen».