Wer den grossen Wurf erwartet hat, wird enttäuscht. Knapp fünf Monate nach dem Amtsantritt von CEO Stefan Bollinger und der Wahl von Noel Quinn zum Verwaltungsratspräsidenten gibt Julius Bär ein Update zur Strategie, wohin sich die Bank in den nächsten Jahren bewegen soll. Julius Bär spricht von einer «Freisetzung des vollen Potenzials der Bank durch eine klare strategische Agenda» mit fünf strategischen Prioritäten, die das «Umsatzwachstum ankurbeln» und einen «positiven operativen Hebel» (Operating Leverage) wiederherstellen sollen.
Wie sich aus der Ankündigung herauslesen lässt, will die Bank eine reine Privatbank bleiben. Im Zentrum stehe das Kerngeschäft Wealth Management, heisst es. Julius Bär wolle ihre Positionierung nutzen, um das Wachstum insbesondere bei HNW- und UHNW-Kundschaft zu beschleunigen. Dazu sollen Segmentierung, Produktangebot und Frontorganisation geschärft werden. Mittelfristig will die Bank einen Netto-Neugeld-Zuwachs von 4 bis 5 Prozent pro Jahr bis 2028 erzielen. Im letzten Zyklus verzichtete sie auf ein Neugeldziel. Die Bank will also wieder mehr Gas bei der Akquisition von Kundengeldern geben.
Gleichzeitig will die Bank die Kosten senken. Bis 2028 sollen zusätzlich 130 Millionen Franken aus der Organisation herausgestrichen werden. Die dafür erwarteten Aufwendungen lägen bei etwa 50 Prozent dieses Betrags, heisst es. Die neuen Massnahmen kommen zu einem bereits früher angekündigten Effizienzprogramm hinzu. Dieses sollte bis Ende 2025 brutto 110 Millionen Franken einbringen und werde nun um rund 20 Millionen übertroffen.
Kein Target mehr für Marge und Gewinnwachstum
Die Cost-Income-Ratio soll bis 2028 auf unter 67 Prozent sinken. Gegenüber dem abgeschlossenen Zyklus 2023 bis 2025 bedeutet das neue Ziel keine Verbesserung. Julius Bär strebte bis 2025 eine Cost-Income-Ratio von 64 Prozent an, was sie verfehlte. Unverändert bleibt die adjustierte Rendite auf dem Kernkapital (RoCET1), die in den kommenden Jahren mindestens 30 Prozent betragen soll. Keine Vorgaben setzt sich die Bank bei der Vorsteuermarge und dem Gewinnwachstum.
Wie erwartet, will die Bank auch ihre Risiko- und Compliance-Strukturen stärken. Eine neue Führungsstruktur sei etabliert, die erste Verteidigungslinie gestärkt und ein angepasstes Risikoprofil eingeführt worden. Konkrete neue Angaben, wie die Bank im Bereich Risiko und Compliance besser werden will, machte sie nicht.
Auch bei einem weiteren Punkt bleibt Julius Bär vage. So spricht die Bank davon, in das «digitale Erlebnis» zu investieren – sowohl für Kunden als auch für Mitarbeitende der Front. «Die digitalen Tools sollen die hochwertigen persönlichen Dienstleistungen von Julius Bär ergänzen und auf einer skalierbaren sowie harmonisierten Infrastruktur basieren», heisst es. Dafür habe die Gruppe die neue Einheit Digital Business Transformation geschaffen und ein IT-Infrastrukturprojekt in der Schweiz gestartet. Weitere Angaben machte die Bank nicht.