Corporate Governance
Multiverwaltungsrätin wechselt von Postfinance zur Luzerner Kantonalbank – will aber Vizepräsidentin des gelben Riesen bleiben. Das ist mehrfach heikel, weil sie sich in kaum lösbare Interessenskonflikte hineinmanövriert. Warum lässt die Finma das zu?
15. Dezember 2025 • Beat Schmid

Sie ist einer der wichtigsten Köpfe der Schweizerischen Post: Bernadette Koch, Innerschweizer Wirtschaftsprüferin und Multi-Verwaltungsrätin. Die 57-Jährige ist Vizepräsidentin des Post-Verwaltungsrats und sitzt als Vertreterin der Konzernmutter im Verwaltungsrat von Postfinance. Darüber hinaus besitzt sie unter anderem Verwaltungsratsmandate bei Geberit und Mobimo.

Wie vor Kurzem bekannt wurde, soll bald ein weiteres Verwaltungsratsmandat hinzukommen. Bernadette Koch stellt sich zur Wahl in den Verwaltungsrat der Luzerner Kantonalbank (LUKB). Das neue Mandat ist heikel. Zwar zieht sie sich aus dem Verwaltungsrat von Postfinance zurück und gibt auch den Vorsitz des Audit- und Risikoausschusses des Postkonzerns ab. Doch Koch bleibt Vizepräsidentin des gelben Riesen.

Die Konstellation ist konfliktbeladen. Bekannt ist, dass Post-Präsident Christian Levrat für eine Aufhebung des Kreditverbots für Postfinance weibelt. Er will, dass die Politik dem Finanzinstitut der Post erlaubt, zumindest für Unternehmenskunden die Kreditschleuse zu öffnen. In einem Interview im März sagte er, Schweizer Firmen seien «der UBS und den Kantonalbanken ausgeliefert».

Kantonalbanken wollen, dass das Kreditverbot bleibt

Diese wiederum wehren sich vehement gegen den Einstieg der Postfinance ins Kreditgeschäft. Mit Erfolg: Immer wenn das Thema in den letzten Jahren aufgepoppt ist, gelang es den Kantonen, eine dafür nötige Änderung des Postorganisationsgesetzes zu bodigen.

Welche Position wird Bernadette Koch künftig vertreten? Es ist unmöglich, einmal für und einmal gegen das Verbot zu sein. Mit ihrem neuen Mandat manövriert sie sich nicht nur situativ in Interessenkonflikte hinein, sie befindet sich vielmehr in einem Zustand des permanenten Konflikts. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem strukturellen Interessenkonflikt.

Auch bei anderen Themen kann es zu kaum lösbaren Interessenkonflikten kommen. Avenir Suisse, ein rechter Thinktank, legte im Oktober einen Fünf-Punkte-Plan vor, der unter anderem die Trennung der Grundversorgung im Zahlungsverkehr von Postfinance forderte. Dieser Grundversorgungsauftrag soll künftig ausgeschrieben werden. Als Post-Vizepräsidentin kann sie daran kaum Freude haben, als Verwaltungsrätin der LUKB hingegen schon, sollten sich die Kantonalbanken um einen solchen Auftrag bemühen.

Was, wenn Christian Levrat ausfällt?

In einem Statement schreibt die Post: «Der Verwaltungsrat hat die Situation überprüft und ist zum Schluss gekommen, dass kein permanenter Interessenkonflikt von grundsätzlicher Bedeutung vorliegt.» Daher habe der Verwaltungsrat die zwei Mandate von Bernadette Koch als «kompatibel» angesehen. Sollte es zu einem situativen Interessenkonflikt kommen, würde Bernadette Koch auf Antrag des Präsidenten in den Ausstand treten.

Ein weiterer Aspekt betrifft ihre Rolle als Vizepräsidentin der Post. Sollte Christian Levrat ausfallen, rutscht automatisch Bernadette Koch in die Rolle der Präsidentin. Sie wäre dann auch jene Person, die gegenüber der Politik die wichtigste Ansprechpartnerin des Post-Konzerns wäre. Die Post schreibt dazu: Bisher wurden sämtliche Kontakte, insbesondere Behördenkontakte, durch den Präsidenten sowie den Konzernleiter wahrgenommen.

Mit ihrem Wechsel von Postfinance zur LUKB hätte Bernadette Koch konsequenterweise auch ihr Vizepräsidium im Post-Konzern abgeben sollen. Die Interessenkonflikte sind offensichtlich und kaum überbrückbar. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, weshalb die Finma als Regulatorin dies offensichtlich zulässt.

Eine kürzere Version des Artikels ist zuerst im SonntagsBlick erschienen.

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