Die USA und die Schweiz haben sich auf ein neues Abkommen geeinigt, das den jahrelangen Stillstand beim Informationsaustausch beendet, wie am Dienstag bekannt wurde. Damit erhalten die US-Behörden bessere Einblicke in die Vermögenswerte von amerikanischen Steuerpflichtigen, die ihre Gelder in der Schweiz gebucht haben.
Mit der Vereinbarung hat die US-Börsenaufsicht SEC ein Moratorium aufgehoben, das seit 2020 in Kraft war. Dieses blockierte neue Zulassungen von Schweizer Vermögensverwaltern, die auf dem US-Vermögensmarkt aktiv werden wollten. Zur Blockade geführt hatten Bedenken der US-Behörden, dass Schweizer Geldmanager die geforderten Daten bereitstellen konnten. Zudem war es Beamten der SEC nur eingeschränkt möglich, in der Schweiz Vor-Ort-Kontrollen durchzuführen.
Diese Probleme sind nun vom Tisch. Hängige Anträge von Schweizer Managern werden von der Börsenaufsicht per sofort wieder beurteilt. «Diese Anträge lagen viel zu lange auf Eis, und es ist höchste Zeit, dass wir diesen Prozess wieder aufnehmen. Wir freuen uns darauf, den Zugang zu den US-Kapitalmärkten auszuweiten», sagt SEC-Chef Paul Atkins, der von US-Präsident Donald Trump Ende April 2025 eingesetzt wurde.
Kein schlechter Zeitpunkt
Die SEC erklärte, die Ankündigung sei das Ergebnis von Verhandlungen mit den Schweizer Finanzaufsichtsbehörden. Die Schweizer Finanzaufsicht (Finma) teilte am Dienstag mit, die Deblockierung sei das Resultat von Gesprächen zwischen der Finma und der SEC. Die neuen Rahmenbedingungen geben der US-Aufsicht nun direkten Zugriff auf Kundendaten von Schweizer Unternehmen.
Der Zeitpunkt der Öffnung ist nicht schlecht. Wegen der politischen Turbulenzen in den USA haben viele vermögende US-Amerikaner begonnen, einen Teil ihrer Vermögen ins Ausland – auch in die Schweiz – zu verlagern. Die Unsicherheiten während der Präsidentschaft von Donald Trump haben diese Entwicklung beschleunigt. Schweizer Anbieter versuchten daher, über alternative Wege Zugang zum US-Markt zu erhalten, etwa durch den Kauf bereits bei der SEC registrierter Firmen.
Überraschender Entscheid
Für Anne Liebgott kam der Entscheid überraschend. Sie ist Expertin für Vermögensverwaltungsfragen für Amerikaner in der Schweiz und betreibt die Plattform Americanswelcome. Laut Liebgott gab es zum Zeitpunkt der Verhängung des Moratoriums zwei hängige Anträge von Schweizer Vermögensverwaltern. «In der Zwischenzeit haben mehrere Schweizer Vermögensverwalter ein Schweizer Unternehmen übernommen, das die Registrierung hält – und es gibt noch mehrere weitere, die daran interessiert sind, die Registrierung in einem neuen Registrierungsverfahren zu erhalten», sagt sie.
Auf ihrer Plattform sind derzeit zwölf Unternehmen aufgeführt, die aus der Schweiz grenzüberschreitend US-Vermögen betreuen. Darunter befinden sich Namen wie Vontobel, Reyl Overseas oder Hyposwiss Advisors.
Die Beziehung zwischen den USA und der Schweiz in Vermögensfragen ist seit Jahren hochtoxisch. Eskaliert ist der Streit in den 2000er-Jahren, als Whistleblower wie Bradley Birkenfeld die Steuerhinterziehungsstrukturen bei der Grossbank UBS aufgedeckt hatten. Es kam zu einem jahrelangen Steuerstreit, der zu milliardenschweren Strafzahlungen seitens der Schweizer Banken führte.