Auf Ruedi Noser ist Verlass. Während seiner Berner Jahre war er einer der glühendsten Lobbyisten des Finanzplatzes – zuerst als Nationalrat und später als Ständerat der FDP bis 2023. Wenige Tage bevor seine Parteikollegin Karin Keller-Sutter die Eckpunkte der neuen Grossbankenregulierung vorstellt, bezieht der Softwareunternehmer aus dem Zürcher Oberland Stellung – und wie: «Der Bundesrat ist drauf und dran, die UBS in eine strategische Sackgasse zu regulieren», schreibt er in einem Gastbeitrag in der «Neuen Zürcher Zeitung».
Noser wirft der Landesregierung nichts weniger als «Vertrauensbruch» und «mutwilliges Vorgehen» vor, falls diese am Freitag die Schraube – etwa bei den Eigenkapitalvorgaben – anzieht, wovon auszugehen ist. Seine Überlegung: Die UBS habe Wort gehalten und nach dem 19. März «alles daran gesetzt, die Finanzstabilität und den Ruf der Schweiz als herausragender Finanzplatz zu wahren sowie die Credit Suisse und ihre Kundinnen und Kunden möglichst reibungslos zu integrieren».
Zum gegenseitigen Vertrauen gehöre aber ebenso, dass sich die UBS darauf «verlassen darf», dass der Bundesrat die regulatorischen Rahmenbedingungen für eine «angemessene Zeit stabil» halte. «Die Art und Weise, wie der Deal am 19. März abgeschlossen wurde, verlangt Verlässlichkeit auf beiden Seiten», sagt Noser, der an den Verhandlungen freilich nicht dabei war.
Parallelen zur Swissair
Noser sieht dunkelste Wolken auf die UBS zukommen. Weil die Forderungen jegliche strategische Weiterentwicklung verunmöglichten, gebe es für die Grossbank nur einen Ausweg aus der Sackgasse – und zwar den Verkauf. «Wie damals bei der Swissair führt das kopflose Handeln im Nachgang der CS-Krise dazu, dass wir riskieren, eines der tragenden Unternehmen der Schweizer Volkswirtschaft ins Ausland zu verscherbeln.» Die Airline sei vom Bundesrat mit Milliarden gerettet worden – nur um sie «am Ende praktisch gratis an die deutsche Lufthansa zu übergeben».
Was Ruedi Noser in seinem 5000-Zeichen-Elaborat verschweigt, ist seine jahrelange Tätigkeit für die Credit Suisse. Ab 2017 sass er im Verwaltungsrat der Credit Suisse Asset Management (Schweiz) AG, die unter Nosers Aufsicht einen der kapitalsten und verhängnisvollsten Fehler in der Schweizer Bankengeschichte beging – nämlich die Konstruktion und den Vertrieb der Greensill-Fonds. Der Kollaps der 10-Milliarden-Fonds im Frühling 2021 trug massgeblich zum Niedergang der Credit Suisse bei. Noser sass bis zur Auflösung im Herbst 2024 im Verwaltungsrat der Gesellschaft.
Mit seinem Lobbyingvorstoss tut Ruedi Noser der UBS keinen Gefallen. Die Bank braucht glaubwürdigere Stimmen aus der Realwirtschaft.