Der Finma-Verwaltungsrat hat Stefan Walter zum neuen Direktor der Aufsichtsbehörde gewählt. Er löst Urban Angehrn ab, der abrupt zurücktrat. Der Bundesrat hat Walters Wahl am Mittwoch «bestätigt», wie er mitteilte. Wer ist dieser Mann, der in einer entscheidenden Phase nach dem Kollaps der Credit Suisse an die Spitze der Behörde rückt und die Debatte über die künftige Regulierung der Schweizer Banken prägen wird?
In der Schweizer Bankenszene ist er ein unbeschriebenes Blatt. Der 59-jährige Deutsche machte Karriere bei der FED und in den USA, wechselte dann zu EY und war ab 2014 bei der EZB in Frankfurt. Mit Geldpolitik hatte er allerdings nie etwas zu tun, Walter war bei der FED und der EZB im Bereich Banking Supervision tätig, hatte also mit Bankenaufsicht zu tun. In Frankfurt habe er die Aufsicht über global systemrelevante Banken aufgebaut, schreibt der Bundesrat. Zuletzt leitete er die sogenannte «horizontale Aufsicht».
Wie die EZB auf ihrer Website schreibt, handelt es sich dabei um Aufgaben, die alle Banken betreffen, die der europäischen Bankenaufsicht unterliegen. «Insbesondere unterstützt die Abteilung die gemeinsamen Aufsichtsteams durch die Bereitstellung von Fachwissen über Kreditrisiken, Kapitalmärkte, nichtfinanzielle Risiken, Geschäftsmodelle, Kapitalplanung und Krisenmanagement, Stresstests, Aufsichtspolitik und -methoden. Sie führen Benchmarking und branchenweite Bewertungen wie thematische Überprüfungen durch.»
Kaum öffentliche Auftritte
Nah am Puls des Bankgeschäfts scheint Walter somit nicht gewesen zu sein, zumal es im Euroraum neben der EZB auch noch nationale Aufsichtsbehörden gibt. Zum Beispiel die Bafin, die sich um den deutschen Finanzmarkt kümmert. Deren Chef ist der ehemalige Finma-Direktor Mark Branson. Die EZB hat vor allem die sogenannten G-SIFIs im Blick, also die Global Systemically Important Financial Institutions.
Stefan Walter wird als Finma-Direktor einen deutlich exponierteren Posten übernehmen als bei der EZB. Ob ihm das liegt, wird sich zeigen. Bisher ist er kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Interviews mit ihm sucht man vergebens auf der Website der EZB. Es dürfte daher nicht überraschen, wenn Finma-Präsidentin Marlene Amstad auch in Zukunft die Kommunikation der Behörde nach aussen prägen wird. Eigentlich habe sie sich nach den massiven Vorwürfen an ihrer Person und ihrem Führungsstil so schnell wie möglich wieder ins zweite Glied zurückziehen wollen, hiess es noch vor kurzem aus ihrem Umfeld.