Einen Tag vor ihrem grossen Auftritt in Bern geht die NZZ hart mit Marlene Amstad ins Gericht. Dabei wärmt die Zeitung längst bekannte Vorbehalte gegen die Finma-Präsidentin auf. Sie habe mit harschem Umgangston und Mikromanagement verdiente Kaderleute vergrault. Sie sei eine Chefin, die Geschäftsleitungsmitglieder wie Primarschüler behandele und die angesichts der enormen Herausforderungen des Finanzplatzes Schweiz nun als Fehlbesetzung gelte.
Seit dem 6. September hat sich die Situation in der Finma zugespitzt. An diesem Tag wurde Amstad vom Bundesrat für weitere vier Jahre zur Finma-Präsidentin gewählt. Gleichentags trat Finma-Direktor Urban Angehrn nach kurzer Amtszeit «völlig überraschend zurück», wie die NZZ schreibt. Offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Zahlreiche ehemalige hochrangige Finma-Verantwortliche, die mit Amstad zusammengearbeitet haben, würden dessen Führungsstil als «bedenklich» empfinden und den Abgang Angehrns in diesem Zusammenhang sehen.
Schon ihren Studenten an der Universität Bern sei ihre direkte und manchmal schroffe Art aufgefallen, die einen Hang zu schweizerdeutsch gefärbten Anglizismen habe. Statt von Herausforderungen sprach sie von «tschällänsches». Das brachte ihr bald den Spitznamen Martullo ein, in Anlehnung an die bekannte Blocher-Tochter und ihre berühmten «Seven Thinking Steps».
Branson war eine One-Man-Show
Tatsächlich interpretiert Marlene Amstad ihre Rolle anders als ihre männlichen Vorgänger im Amt. Dass sie sich aktiver einbringe als ihr Vorgänger Thomas Bauer, entspreche aber auch ihrem Mandat, sagen Amstad nahestehende Personen. Dass der Direktor wie im Fall von Mark Branson alles an sich ziehe, sei nicht im Sinne des Gesetzgebers. Branson sei eine «One-Man-Show» gewesen, sagt eine Person.
Die angeblich vielen Abgänge in der Geschäftsleitung hätten nur einen Bereich betroffen, der für die Aufsicht ohnehin nicht zentral sei, heisst es weiter. Mit der Arbeit des Generalsekretariats, wo es nach dem Abgang von Angehrn zu weiteren Kündigungen gekommen ist und wo die Kommunikation angesiedelt ist, sei Amstad auch nicht zufrieden gewesen. Sie habe eine aktivere Kommunikation der Behörde nach aussen gefordert.
Inzwischen hat Amstad einen externen Kommunikationsprofi engagiert. Der neue Kommunikationsstil der Finma ist bereits spürbar. Morgen Dienstag führt die Behörde im Medienzentrum des Bundeshauses eine Konferenz zu den «Lehren aus der CS-Krise» durch.
Eine ganze Reihe von Kadern wird dabei auftreten: Neben Amstad, die die Einführung halten wird, sind dies Birgit Rutishauser, Direktorin a.i., Thomas Hirschi, Leiter Geschäftsbereich Banken, und Alain Girard, Leiter Geschäftsbereich Recovery & Resolution. Dass so viele Mitglieder der Finma-Geschäftsleitung gleichzeitig auf dem Podium stehen, dürfte ein Novum sein.