Benko-Debakel
Die Privatbank verhandelt mit externen Beratern über eine millionenschwere Sicherheit, die sie für eine Kredittranche an den Financier René Benko erhalten hat.
4. April 2024 • Beat Schmid

Es wäre ein Trostpflaster. Die Privatbank Julius Bär, die dem österreichischen Finanzjongleur René Benko 600 Millionen Franken geliehen hat und damit auf die Nase gefallen ist, verhandelt mit externen Beratern über die Verwertung einer Sicherheit, die sie für eine gewährte Kredittranche erhalten hat.

Die Sicherheit besteht aus Aktien der britischen Luxuswarenhauskette Selfridges (Selfridges, Arnotts, Brown Thomas, De Bijenkorf). Julius Bär hat diese Anteile als Sicherheit für eine Kredittranche von 200 Millionen Franken erhalten, die sie an die Benko-Gesellschaft Signa Prime Selection vergeben hat. Dabei handelt es sich um eine Tochtergesellschaft der Signa-Gruppe, die in Deutschland und Österreich Immobilien erwarb, plante und baute. Dazu gehört auch der mittlerweile berühmt-berüchtigte Elbtower.

Die Signa Prime befindet sich wie die meisten anderen Benko-Gesellschaften in Liquidation. Für Julius Bär geht es nun darum, die Sicherheiten zu verwerten. Dafür hat sie zwei Berater an Bord geholt. Es sind dies Alix Partners und das US-Investmenthaus Jefferies. Die HandelsZeitung (Abo) berichtete erstmals im Februar, dass Julius Bär die beiden Unternehmen um Hilfe gebeten hat.

Selfridges ist das Kernstück

Die britische Kaufhauskette Selfridges ist das Kernstück der Luxus-Einzelhandelsgruppe Signa, zu der auch das KaDeWe und die Globus-Kette gehören. Massgeblich beteiligt an der Gruppe ist auch die thailändische Central Group des Milliardärs Tos Chirathivat. Dieser Geschäftsbereich befindet sich nicht in Abwicklung. Er muss aber neu geordnet werden, weil Signa als Investorin ausfällt.

Der Handelsbereich ist wie der Rest der Signa-Gruppe zersplittert. Die Beteiligungsverhältnisse an Globus, KaDeWe und Selfridges sind leicht unterschiedlich. Das macht eine Neuordnung schwierig und zeitintensiv. Konkret sitzen bei den Selfridges-Verhandlungen die Central Group, der saudische Staatsfonds PIF und Julius Bär, vertreten durch Alix und Jefferies, mit am Tisch.

Die Saudis sind involviert, weil Benko bei seinem Einstieg in die Selfridges-Gruppe später einen Teil an sie weiterverkauft hat. Eine Tranche von 15 Prozent musste Benko als Sicherheit an Bär abtreten.

In diesen Tagen gehen die Verhandlungen in die Endphase. Wie aus Kreisen zu hören ist, dürfte es nur noch wenige Tage dauern, bis der Deal unter Dach und Fach ist. Noch ist unklar, wer der Käufer des Selfridges-Anteils von Julius Bär sein wird. Als Käufer kommen neben der Central Group unter anderem auch die Saudis infrage. Ebenso unklar ist, wie hoch der Preis sein wird.

Wie werthaltig?

Ein Gesprächspartner bezeichnet die Sicherheit als «werthaltig». Er geht davon aus, dass die Tranche zu 100 Prozent verwertet werden kann. Sollte dies der Fall sein, könnte Julius Bär im zweiten Quartal einen Teil der Rückstellungen von 600 Millionen Franken auflösen und einen ausserordentlichen Gewinn von 200 Millionen Franken verbuchen. Normalerweise weist die Bank im ersten Halbjahr einen Gewinn von 500 Millionen Franken aus (H1 2023: 532 Millionen; H1 2022: 476 Millionen). Durch den Einmaleffekt könnte der Gewinn auf 700 Millionen steigen.

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