CS-Chefposten ein Betriebsunfall
Eigentlich verliess er die UBS, um Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse zu werden. Doch daraus wurde nichts, weil ihm António Horta-Osório den Posten vor der Nase wegschnappte.
8. Januar 2024 • Beat Schmid

Es gibt wohl keinen Topbanker, der häufiger zwischen CS und UBS hin und her wechselte als Ulrich Körner. Angefangen hatte er 1998 bei der Credit Suisse, zunächst als CFO für die Schweiz. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er 2006 bekannt, als er Chef der Credit Suisse Schweiz wurde. Doch in dieser Rolle zeigte sich erstmals seine grosse Schwäche: der öffentliche Auftritt.

Ab April 2009 arbeitete er wieder hinter den Kulissen. Er wechselte als Chief Operating Officer und Mitglied der Konzernleitung zur UBS. Im Jahr 2014 kam es zu einem Umbau des Managements und Körner übergab die COO-Rolle an Tom Naratil, von dem er das Asset Management übernahm. Ein Knicks in der Karriere.

Im Frühjahr 2020 verliess Körner die UBS überraschend. Ein Jahr später, am 18. März 2023, teilte die Credit Suisse mit, dass Körner CEO des Asset Management werde. Für den Banker wurde die Einheit nach dem Greensill-Debakel eigens wieder separat geführt. Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, sagte damals: «Ich freue mich sehr, dass Ulrich Körner zur Credit Suisse zurückkehrt, wo er bereits früher in verschiedenen Funktionen auf Geschäftsleitungsebene erfolgreich tätig gewesen ist.»

Nur ein Trostpflaser

Wie Recherchen ergaben, war die Rolle als Chef der Asset Management nur ein Trostpflaster. Warum hätte Körner von der UBS auch zur CS wechseln sollen, nur um dort das kleinere Asset Management zu leiten? Das ergibt keinen Sinn. Der Grund für seinen Weggang von der UBS war ein anderer: Es war Urs Rohner, der Ueli Körner in Aussicht gestellt hatte, ihn als Verwaltungsratspräsident der CS zu beerben.

Die Aussicht, das Präsidium der Credit Suisse zu führen, hatte den Banker gereizt. UBS-intern teilte er dem Verwaltungsrat mit, dass er diese Chance wahrnehmen wolle. Dort hatte man Verständnis und liess ihn ziehen. Doch zu Körners grosser Enttäuschung kam es anders. Der CS-Verwaltungsrat entschied sich bekanntlich für den Portugiesen António Horta-Osório.

Dessen Ernennung wurde am 1. Dezember 2020 bekannt gegeben. Wie es in der damaligen Mitteilung hiess, habe ein zu diesem Zweck eingesetztes Search Committee nach einem «intensiven und international ausgerichteten Suchprozess zahlreiche ausgesprochen hoch qualifizierte Persönlichkeiten» evaluiert und dem Verwaltungsrat «schliesslich den Antrag gestellt», den Aktionärinnen und Aktionären António Horta-Osório als neuen Verwaltungsratspräsidenten vorzuschlagen.

Zwischen Stuhl und Bank

Körner fiel zwischen Stuhl und Bank. Der Rest ist Geschichte. Nach dem Rücktritt von Thomas Gottstein Ende Juli 2022 übernahm Ueli Körner den CEO-Posten der Credit Suisse. Sein Amtsantritt läutete die letzte Phase der Grossbank ein. Unter ihm und dem Präsidenten Axel Lehmann, der im Februar 2022 António Horta-Osório ablöste, beschleunigte sich der Niedergang der Grossbank. Ueli Körner schaffte es nicht, die neue Strategie den Aktionären zu erklären.

Nach dem Notverkauf der Credit Suisse im März 2023 fand Ueli Körner als einer der wenigen CS-Topmanager Unterschlupf bei der UBS. Heute sitzt in der Konzernleitung mit der Funktion «CEO of Credit Suisse AG, UBS Group AG». Zweimal in der Konzernleitung der UBS und der Credit Suisse – das hat vor ihm kaum ein anderer geschafft. Eine Banksprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.

MEHR ZUM THEMA


Schallmauer durchbrochen: UBS nach vielen Jahren wieder über 100 Milliarden Dollar wert

Nach über 16 Jahren wird die Bank an der Börse erstmals wieder mit mehr als 100 Milliarden Dollar bewertet. Für den Schub brauchte es allerdings die Übernahme der Credit Suisse.
4. Januar 2024

Wie Ueli Maurer die Bankenaufsicht schwächte

Thomas Bauer wäre gerne länger Finma-Präsident geblieben. Doch Ueli Maurer hatte andere Pläne und setzte Marlene Amstad an die Spitze – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als sich die CS-Krise zuspitzte.
27. Dezember 2023

Die Zeit von Ralph Hamers wäre auch ohne die CS-Übernahme abgelaufen

Der Holländer war bei Colm Kelleher nicht gut angeschrieben. Dieser hätte ihn auch abgesetzt, wenn Sergio Ermotti nicht zurückgekommen wäre. Jetzt geniesst Hamers seine Zeit in Zug.
22. Dezember 2023

Und am Ende gewinnt die UBS

Je länger die behördlichen Aktionen zur Bewältigung der CS-Krise im Dunkeln bleiben, beziehungsweise beschönigt werden, desto mehr nützt dies der UBS. Denn schärfere Regeln auf dem Finanzmarkt haben erfahrungsgemäss eine kurze Halbwertszeit.
21. Dezember 2023