UBS
Der Holländer war bei Colm Kelleher nicht gut angeschrieben. Dieser hätte ihn auch abgesetzt, wenn Sergio Ermotti nicht zurückgekommen wäre. Jetzt geniesst Hamers seine Zeit in Zug.
22. Dezember 2023 • Beat Schmid

Eigentlich hätte er die CS gerne in die UBS integriert. Aber Colm Kelleher hatte andere Pläne. Der Ire holte Sergio Ermotti zurück an die Spitze der Bank. Als der UBS-Präsident dies Ralph Hamers mitteilte, sei dieser aus allen Wolken gefallen. So beschreibt es der Journalist Dirk Schütz in seinem Buch über den Untergang der Credit Suisse.

Wer den früheren UBS-CEO in der kurzen Zeit zwischen dem 19. März und seiner Absetzung zehn Tage später traf, war überzeugt, dass Hamers mit allem gerechnet hätte, nur nicht mit seiner Absetzung. Mit Elan machte er sich an die Mammutaufgabe.

Für Kelleher kam die CS-Übernahme jedoch wie gerufen. Wie mehrere Quellen gegenüber tippinpoint bestätigen, nutzte er die Transaktion, um den Holländer an der Spitze der Bank abzulösen. Dass sich die beiden nicht besonders gut verstanden, war kein Geheimnis.

What’s the purpose?

Hamers als wenig straff beschriebener Führungsstil und sein Hang zu kulturellen Fragen («What’s the purpose?») gingen dem gebürtigen Iren zunehmend auf die Nerven. Vor allem aber missfiel Kelleher, dass es Hamers nicht schaffte, die Schweizer Grossbank den grossen Fondsgesellschaften in den USA zu «verkaufen». Er ist kein Kapitalmarkt-Typ wie Kelleher oder auch Ermotti, der von Manhattan aus das globale Equities-Geschäft von Merrill Lynch leitete. Hamers war der Mann von Axel Weber, nicht sein eigener.

Kelleher wusste, dass er Ermotti nicht einfach zurückholen konnte. «Das hätte keinen Sinn gemacht. Es musste einen besonderen Grund geben», sagt eine Quelle. Die Übernahme der Credit Suisse war zweifellos ein gutes Argument, um Ermotti von der trockenen Swiss Re zurück in die schillernde Bankenwelt zu holen und ihn wieder ins Rampenlicht zu rücken, das er so sehr liebt. Es funktionierte.

Kellehers Kalkül ging doppelt auf. Er konnte die Credit Suisse zum Freundschaftspreis von 3 Milliarden Franken kaufen und gleichzeitig seinen ungeliebten CEO ersetzen. Seit dem 19. März sind die UBS-Aktien um 50 Prozent gestiegen, ganz nach dem Geschmack des UBS-Präsidenten.

Eine interne Lösung für Hamers

Doch was hätte UBS-Präsident gemacht, wenn es nicht zur CS-Übernahme gekommen wäre? Er hätte Hamers trotzdem ersetzt. Aber mit wem? «Es wäre zu einer internen Lösung gekommen», sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. Ein UBS-Sprecher will das nicht kommentieren. Auch der Kommunikationsberater von Ralph Hamers lehnte eine Stellungnahme ab. Er wies aber darauf hin, dass die UBS unter Hamers Führung Rekordergebnisse erzielt habe.

Hamers selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er ist noch nicht nach Holland zurückgekehrt. Er lebt weiterhin in Zug, wo es ihm gefällt. Sein Mandat bei der UBS ist im Oktober ausgelaufen. Theoretisch könnte er eine neue Stelle annehmen. Eile hat er nicht. Wie aus UBS-Kreisen zu hören ist, soll Hamers für sein schnelles Einlenken im Frühjahr eine stattliche Abfindung erhalten haben. Konkretes über die Höhe wird man im nächsten Vergütungsbericht erfahren.

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