Es ist wie bei einer degenerativen Geisteskrankheit, ein allmähliches Verschwinden der Persönlichkeit. Nach dem Verkauf an die UBS, der Auflösung der Credit Suisse Group AG und der vollständigen Integration der Schweizer Einheit folgt am kommenden Dienstag der nächste Schritt im Auflösungsprozess. Wenn die UBS am frühen Morgen ihre Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, werden die Geschäftszahlen der Credit Suisse erstmals nicht mehr ausgewiesen.
Die Ergebnisse der vier Einheiten – Swiss Bank, Wealth Management, Asset Management und Investment Bank – werden nicht mehr separat ausgewiesen, sondern erstmals den entsprechenden Unternehmenseinheiten der UBS zugeordnet. Dies führt zu einer deutlichen Aufblähung der Segmentergebnisse. Die UBS wird damit erstmals in ihrer neuen Grösse greifbar.
Dies hat zur Folge, dass die Zahlen des dritten Quartals 2023 nicht mehr mit dem Vorquartal und dem Vorjahresquartal vergleichbar sind. Aufgrund der fehlenden Vergleichsbasis wird es für Beobachter und Finanzanalysten schwieriger, die operative Leistung der Bank zu beurteilen.
Ein kleiner Teil wird noch eine Weile sichtbar bleiben
Dies bestätigt auch Vontobel-Analyst Andreas Venditti: Die Vorquartale werden nicht mehr vergleichbar sein. Im zweiten Quartal 2023 sei nur der Monat Juni drin gewesen, sagt er. Erst im dritten Quartal 2024 werden wieder Rückschlüsse auf Jahresbasis möglich sein. Bis dahin tappen die Bankbeobachter mehr oder weniger im Dunkeln.
Doch nicht alles verschwindet bei der Credit Suisse. Ein kleiner Teil wird noch eine Weile sichtbar bleiben. Denn die UBS wird künftig aus fünf Einheiten bestehen, wie sie Ende August in ihrer Medienmitteilung zum zweiten Quartal bekannt gab. Neben den bekannten vier Geschäftsbereichen Global Wealth Management, Personal & Corporate Banking, Asset Management und Investment Bank gibt es neu den Bereich «Non-Core and Legacy». Dabei handelt es sich um eine Bad Bank, in die alle Vermögenswerte der Credit Suisse ausgelagert werden, die die UBS abwickeln will.
UBS und Credit Suisse sind rechtlich noch nicht fusioniert. Dieser Schritt soll im Mai 2024 vollzogen werden. Dann werden die beiden operativen Einheiten der beiden Grossbanken, die Credit Suisse AG und die UBS AG, formell fusioniert. Dies wird der nächste wichtige Meilenstein für den Integrationsmeister Sergio Ermotti sein.
Erst mit der rechtlichen Fusion können die Kunden von der Credit Suisse zur UBS wechseln. Bis Ende 2025 will Ermotti dann die Integration der beiden Grossbanken abgeschlossen haben.
Auf dem Weg zur Übernahme der CS hat die UBS bisher drei wichtige Meilensteine erreicht:
19. März 2023: Ankündigung der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zum Preis von 3 Milliarden Franken.
12. Juni 2023: UBS kündigt das sogenannte Legal Closing an, den rechtlichen Abschluss der Übernahme der beiden Holdinggesellschaften Credit Suisse Group AG durch die UBS Group AG. 31. August 2023: UBS gibt die vollständige Integration des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse in die UBS bekannt.