Abspaltung der Investmentbank
Bei der Grossbank bahnt sich ein skandalöser Deal mit Ex-Verwaltungsrat Michael Klein an. Der CS-Verwaltungsrat muss dieses einseitige Geschäft abschmettern. Ein Kommentar.
11. Januar 2023 • Beat Schmid

Die NZZ spricht von einem Deal “zu bizarr, um wahr zu sein”. Für die HandelsZeitung droht der CS bereits der “nächste Skandal”. Die Zeitungen schreiben über die schwerverdauliche Konstruktion der Abspaltung der CS-Investmentbank in die CS First Boston.

Das Bizarre an dem Deal ist, dass Michael Klein, der lange im Verwaltungsrat der CS sass und die Strategie vorantrieb, die verlustreiche Investmentbank abzuspalten, diese zum Teil selber übernehmen will und dafür seine Beratungsfirma M. Klein & Company in die Waagschale wirft. Für dieses Unternehmen, das keine Substanz hat, verlangt er von der CS mehrere hundert Millionen Dollar. Mehr dazu hier.

Wenn das Beratungsunternehmen tatsächlich so attraktiv ist, müsste es für Michael Klein kein Problem sein, zwei Kaufofferten von Dritten zum diskutierten Preis auf den Tisch zu legen. Dass nur die CS als Käuferin infrage kommt, zeigt, dass der Deal stinkt.

Der beste Investmentbanker seiner Generation?

Klein, so macht es den Anschein, will die schwierige Lage der CS ausnutzen und sie so zu einem unanständigen Deal drängen. Unanständig deshalb, weil die Bank dazu genötigt wird, für ein substanzloses Unternehmen einen völlig überrissenen Preis zu bezahlen.

Klein glaubt, er sitze am längeren Hebel, weil er einer der “besten Investmentbanker seiner Generation” sei, wie die NZZ schreibt. Kann diese Zuschreibung wirklich stimmen für einen Mann, der seit 15 Jahren keine operative Verantwortung in einer Investmentbank mehr hatte?

Laut NZZ hat die Bank “aber keine Alternative”. Wenn das so ist, haben CS-Präsident Axel Lehmann und Konzernchef Ulrich Körner den Deal katastrophal aufgegleist. Wer sich so an die Wand spielen lässt, muss sich fragen, ob er die vielen Millionen, die er als Salär bezieht, tatsächlich verdient hat.

Der Verwaltungsrat muss die Interessen aller Aktionäre vertreten

Es ist gut möglich, dass die Saudis im Hintergrund Druck machen, mit denen sich Klein exzellent verstehen soll. Das ist insofern naheliegend, als sich der Wüstenstaat auch direkt an der CSFB mit 500 Millionen Dollar beteiligen will. Über die Saudi National Bank kontrolliert das Königshaus inzwischen rund 10 Prozent der CS-Aktien.

Doch der Verwaltungsrat muss die Interessen aller Aktionäre, aller Stakeholder vertreten. Er muss sich auch fragen, wie ein solcher Abzocker-Deal bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und bei der Kundschaft im Schweizer Kernmarkt ankommt.

Wenn der Verwaltungsrat seine Selbstachtung wahren will, darf er diesen einseitigen Deal nicht eingehen. Er muss jetzt Stärke zeigen und die schamlosen Forderungen abschmettern. Sonst hat die Bank tatsächlich ihren nächsten Skandal im Haus.

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