Trotz geopolitischer Spannungen
Während viele westliche Unternehmen ihre Engagements in China überdenken, kauft die Zürcher Privatbank eine Beteiligung bei einem Vermögensverwalter aus Shanghai.
21. September 2022 • Beat Schmid

Die Zeiten, in China Geschäfte zu machen, waren für westliche Unternehmen schon besser. Aufgrund der strikten Pandemie-Politik der Regierung, der Menschenrechtslage und den sich verstärkenden geopolitischen Spannungen haben sich einige Unternehmen entschieden, China den Rücken zu kehren oder ihre Investments zurückzufahren.

Grosse Unternehmen wie Apple, Hasbro oder Volvo haben Teile ihrer Produktion aus China in Länder wie Indien, Vietnam oder die Slowakei verlagert.

Einen umgekehrten Weg geht die Julius Bär, die am Mittwochmorgen den Kauf einer strategischen Beteiligung an der Grow Investment Group bekannt gegeben hat. “Mit dieser Partnerschaft unternimmt Julius Bär einen ersten Schritt auf das chinesische Festland. Gleichzeitig erhalten die Kunden von Grow Zugang zur globalen Anlageexpertise von Julius Bär”, heisst es in einer Medienmitteilung.

In China leben 5200 Superreiche

Grow wurde im Juni 2021 in Shanghai gegründet. Das Ziel der Gesellschaft sei es, eine Vermögensverwaltungsgesellschaft der “nächsten Generation von Weltrang mit Schwerpunkt China” aufzubauen. Mit der Finanzspritze von Julius Bär – es handelt sich um einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag – soll Grow in den kommenden Monaten ihr Vertriebsnetz weiter ausbauen.

Dabei sollen die chinesischen Kunden Zugang zu einer Palette von Produkten der Zürcher Privatbank erhalten. Umgekehrt sollen auch die Kunden von Julius Bär in chinesische Anlageprodukte investieren können.

Die China-Beteiligung fällt in den Kompetenzbereich von David Shick, der für Julius Bär seit 2016 aus Hongkong die Region Greater China leitet. Er sei überzeugt, dass die Chancen in der Vermögensverwaltung China gross seien, heisst es in der Mitteilung.

Gemäss dem jüngsten Global Wealth Report der Credit Suisse, gibt es in China 5200 Personen mit investierbaren Vermögen von über 50 Millionen Dollar (sogenannte UWHNI). Das Land liegt im Superreichen-Ranking hinter den USA an zweiter Stelle.