7 Millionen Dollar für 30-Sekunden-Spot
Krypto-Plattformen wie Crypto.com, Coinbase und FTX werben immer aggressiver um Kleinkunden, neuerdings auch am Superbowl. Auf die grossen Absturzgefahren wird kaum hingewiesen.
14. Februar 2022 • red.

In der Nacht auf Montag fand in den USA der 56. Superbowl statt. Tickets für das Event der Superlative kosteten im Durchschnitt 10,237 US-Dollar – so hoch wie noch nie. Viel teurer waren die Werbespots, die während des Spiels ausgestrahlt wurden: Rund 7 Millionen Dollar müssten Werbetreibende dieses Jahr für einen 30-Sekunden-Spot auf den Tisch legen, etwa 25 Prozent mehr als 2021.

Traditionell wird in den Werbepausen für Bier und Automarken geworben. Dieses Jahr haben erstmals Krypto-Firmen die teuren Werbeslots gebucht. Das sind Crypto.com, Coinbase und FTX, die ihre Tradingplattformen für digitale Währungen bewerben. Das Ziel der Offensive sei es, die Attraktivität von digitalen Währungen weltweit zu steigern, sagte der Chef der FTX-Plattform.

Die Werbeoffensive am Superbowl belegt die enorme Marketingpower der Krypto-Börsen, die trotz grossen Kursverlusten von Bitcoin und anderen Digitalwährungen verstärkt Kundinnen und Kunden aus dem Retailgeschäft anlocken wollen.

Wie ernst den Firmen der Push ins Kleinkundengeschäft ist, beweist Crypto.com, die im November 700 Millionen Dollar für die Namensrechte des LA-Lakers-Stadions bezahlt hat. In weltweit geschalteten Werbespots lässt Crypto.com, die ihren Sitz in Singapur hat, den US-Schauspieler Matt Damon mit der Message auftreten, wonach die Welt den Mutigen gehöre.

Die Werbeoffensive dürfte vermehrt Regulatoren und Konsumentenschützerinnen auf den Plan rufen. Zum Teil ist das schon geschehen: In Grossbritannien wurde im letzten Jahr eine Plakatkampagne der Krypto-Börse Luno in der Londoner U-Bahn gestoppt. «Wenn ihr Bitcoin in der Untergrundbahn seht, ist es Zeit, zu kaufen», hiess es in der Werbung.

Werbung in der Londoner Underground wurde verboten

Die britische Werbeaufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) hat nach zahlreichen Beschwerden die Werbung verboten. Investitionen in Bitcoin seien komplex, stark schwankend und man könne schnell viel Geld verlieren, begründete sie. Das stehe in Kontrast mit der Aussage der Werbung. «Aus diesem Grund kamen wir zu dem Schluss, dass die Werbung unverantwortlich ist», hiess es in einem Statement der ASA.

In der Schweiz wurden diese Bedenken noch kaum thematisiert. Obschon auch hierzulande zum Teil aggressiv um Kunden geworben wird. Die Zuger Firma Numbrs macht sich auf Twitter regelmässig über den US-Dollar und andere Fiat-Währungen lustig. Die Message ist simpel: Wer Dollars besitzt, verarmt – wer Bitcoins kauft, wird reich.