Derivate-Desaster
Der UBS-Chef lässt ein übles «Blame Game» zwischen Iqbal Khan und Sabine Keller-Busse zu. Je länger er wartet, desto grösser wird der Reputationsschaden.
28. Juli 2025 • Beat Schmid

Wer trägt die Verantwortung für das Fiasko mit den Derivaten-Derivaten? Bisher hat niemand in der Bank offiziell die Verantwortung übernommen. Kein Mitglied der Geschäftsleitung ist hingestanden und hat gesagt: «Da sind Fehler passiert, das tut uns leid, wir werden es in Zukunft besser machen.»

Stattdessen findet intern offenbar ein heftiges «Blame Game» statt, wie die «SonntagsZeitung» geschrieben hat. Vor allem die UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse und Iqbal Khan von der Vermögensverwaltung sollen sich gegenseitig die Schuld für das Fiasko zuschieben, anstatt die Verantwortung zu übernehmen und «gemeinsam nach Lösungen» zu suchen, heisst es im Blatt. Denn gemäss der Zeitung seien sie «eigentlich gemeinsam verantwortlich».

Die «SonntagsZeitung» (Abo) begründet die gemeinsame Verantwortung so: «Das Booking Center ist in der Schweiz regulatorisch der Vermögensverwaltung von Khan zugeordnet, jedoch gibt es einen internen Verteilschlüssel, nach dem die anfallenden Boni auch Keller-Busse und ihren Untergebenen zugerechnet werden.»

Allerdings: Der zweite Teil der Begründung ist falsch. Es gibt keinen internen Verteilschlüssel, nach dem die anfallenden Boni auch Keller-Busse und ihren Untergebenen zugerechnet werden. Dies bestätigen am Sonntag zwei Quellen innerhalb der Bank, die über die Sachlage informiert sind. Woher die «SonntagsZeitung» ihre Informationen hat, darüber macht sie keine Angaben. Die Wirkung der Falschinformation ist klar: Die Schwächung der Position von Keller-Busse.

So funktioniert «Blame Game».

Doch wer trägt tatsächlich die Verantwortung? Der Fall ist eigentlich klar wie Schweizer Quellwasser. Die Hauptverantwortung ist in der Abteilung Global Wealth Management (GWM) zu suchen, deren Co-Chef Iqbal Khan ist. Kristallklar ist das deshalb, weil Gewinn und Verlust aus dem Geschäft – auch aus dem Schweizer Markt mit vermögenden Privatkunden – vollständig dem GWM zugerechnet werden, wie tippinpoint vor zehn Tagen schrieb.

Zudem handelt es sich bei den fraglichen Devisen-Derivaten nicht um Retail-Produkte, sondern um Instrumente aus dem sogenannten Product Buffet des GWM. Diese wurden ausschliesslich über den Kanal des Wealth Management vertrieben – ein weiteres Indiz, wo die Verantwortlichkeiten liegen.

Ermotti muss sich erklären

Am Mittwoch wird die UBS ihre Zahlen für das zweite Quartal präsentieren. Auftreten wird CEO Sergio Ermotti. Geplant ist unter anderem, dass er Einschätzungen zu den Vorschlägen des Bundes zur Stärkung des Eigenkapitals abgeben wird. Auch zum Derivate-Fiasko wird er sich äussern müssen.

Kritisch hinterfragt werden muss, warum Ermotti als CEO ein in die Öffentlichkeit getragenes «Blame Game» zwischen zwei Konzernleitungsmitgliedern zulässt. Warum hat er nicht längst Klarheit hinsichtlich der Verantwortlichkeiten geschaffen? Immerhin ist das sogenannte Senior Managers Regime eine Massnahme, die von der Finma gefordert wird und gegen die die UBS keine Einwände vorgebracht hat.

Je länger er zur Sache schweigt, desto schlechter ist das für den Ruf der Bank. Es geht hier nicht um ein Problem mit Kunden in einem exotischen Markt in Südostasien, sondern um den Heimmarkt. Notfalls muss er personell durchgreifen.

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