«Es ist nicht der Weltuntergang. Natürlich kann eine Einigung erzielt werden», sagte Hayek der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. «Warum sollte Trump am 1. August Zölle ankündigen und sie erst am 7. August einführen? Die Tür ist immer offen.»
Der Chef der Swatch Group forderte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zu einem raschen Treffen mit US-Präsident Donald Trump auf, um eine bessere Vereinbarung als die vom Präsidenten angekündigten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Importe in die Vereinigten Staaten auszuhandeln. «Karin Keller-Sutter ist die Chefin der Schweizer Regierung, sie ist die Präsidentin. Sie sollte das Flugzeug nehmen und nach Washington fliegen. Das würde die Chancen auf eine Einigung enorm erhöhen.»
Die Uhrenindustrie ist die drittwichtigste Exportbranche der Schweiz mit einem Anteil von 9 Prozent. Ein Zoll von 39 Prozent würde sie besonders hart treffen – zumal die USA inzwischen das wichtigste Exportland für Schweizer Ticker sind. Die Produktion kann wegen der Swiss-Made-Vorschriften (60 Prozent der Wertschöpfung muss in der Schweiz anfallen) nicht einfach ins Ausland verlagert werden. Die Swatch-Aktie hat am Montag 2,3 Prozent verloren.
Wie Swatch-Chef Nick Hayek sagte, werde er die Preise als Folge weiter erhöhen müssen. «Wir produzieren alles in der Schweiz, nicht in China. Und wir haben hohe Kosten. Und wenn man jetzt noch 39 % Zoll dazurechnet, können wir das nicht einfach schlucken. Die Preise werden also ganz sicher steigen», sagte er zu Reuters. Die Gruppe hatte bereits im April nach Trumps Zolldrohung die Preise um 5 Prozent angehoben. Der Uhrenchef ist überzeugt: «Sie kaufen weiter, auch wenn wir die Preise in den USA erhöhen müssen.»
Lagerbestände für ein halbes Jahr
Und Hayek wird in diesen Tagen wieder vermehrt Uhren in die USA verschiffen – wie schon im Frühling. «Wir haben deutlich mehr Ware in die USA geliefert. Das bedeutet, dass die Zölle uns nicht sofort treffen», sagte Hayek. Swatch verfüge über Lagerbestände für mindestens drei bis sechs Monate – genug, um die kurzfristigen Auswirkungen abzufedern. In den kommenden Tagen wolle man «noch ein bisschen mehr» in die USA verschicken, bevor die neuen Zölle in Kraft treten. Für einmal scheint sich die Politik von Swatch, Uhren auf Halde zu produzieren, auszuzahlen.
Zudem weist Hayek darauf hin, dass die US-Konsumenten mobil sind. «Es gibt viele Möglichkeiten für Amerikaner. Sie reisen rund um die Welt», sagte Hayek und verwies unter anderem auf Shops auf Kreuzfahrtschiffen. Als China Luxussteuern einführte, seien die Konsumenten einfach nach Macau oder Hongkong ausgewichen.
Alle schauen auf Rolex
Wenn Nik Hayek sagt, er werde als Reaktion die Preise erhöhen, höhen andere Hersteller genau mit. Wobei nicht ganz klar ist, wie er das meint. Seine Aussagen lassen sich zwar so interpretieren, dass er die Preise in den USA nach oben anpassen wird. Es könnte aber auch sein, dass er die Preise auch in anderen Märkten anpasst, um die Erhöhungen in den USA querzufinanzieren.
Der wichtigste Taktgeber in der Schweizer Horlogerie ist jedoch Rolex. «Bevor wir etwas entscheiden, werden wir schauen, wie Rolex auf die Zölle reagiert», sagt ein Uhrenmanager im Gespräch.