Die Onlinebank Radicant wird abgewickelt. Das entschied die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) als Hauptaktionärin letzte Woche. Es ist ein Ende mit Schrecken, das der mittelgrossen Kantonalbank in der Endabrechnung rund 200 Millionen Franken kosten wird. Der sogenannte «Burn» war von Anfang an ein Problem bei Radicant, der ursprünglich auf Sustainability getrimmten Onlinebank.
Wie zwei unabhängige Quellen berichten, lockte die Startup-Bank mit viel zu hohen Salären. CEO Anton Stadelmann etwa soll eine Gesamtentschädigung von rund 500’000 Franken in Aussicht gestellt worden sein. Der Grundlohn: 300’000 Franken – plus Bonus, der an die Akquisition von Kundengeldern gebunden war. Das sind Bezüge, die in der überschaubaren Neobanken-Szene der Schweiz wohl einmalig sind. Ein Sprecher von Radicant lehnte eine Stellungnahme ab.
Auch andere Kaderleute, die Radicant engagierte, etwa im Anlagebereich, erhielten Saläre, die sie auch bei etablierten Banken bekommen hätten. Bei insgesamt 62 Stellen, die die Bank im Sommer 2023 zählte, kamen monatlich Zahlungen in Millionenhöhe zusammen. Zum Vergleich: Bei einem Gründer- oder VC-finanzierten Fintech sind Saläre über 100’000 Franken in der Regel tabu. Trotzdem geben die Mitarbeitenden alles – in der Hoffnung, in ein paar Jahren ihre Anteile versilbern zu können.
Mit Numarics Neugeld bolzen
«Bei Radicant herrschte nie ein Startup-Groove», sagt eine Person, die bei der Bank beschäftigt war. Die Bank war von Beginn weg ein Projekt der BLKB-Zentrale in Liestal, mit dem Management und Bankrat aus der Enge des Kantons ausbrechen und neue Erträge erschliessen wollten. Zu Beginn gab es noch sogenannte Phantom-Aktien als Bonusbestandteil, um Mitarbeitende an die Bank zu binden. Doch ein Engagement mit richtigen Anteilscheinen wie bei Gründern eines Startups üblich war das nicht. Später wurden profane Neugeldziele als Bonuskomponente eingeführt.
Diese Änderung in der Entschädigungspolitik könnte ein Grund gewesen sein, warum Radicant plötzlich die Treuhandfirma Numarics kaufen wollte. Man erhoffte sich damit wohl, auf einen Schlag viel Neugeld bolzen zu können. Der Schuss ging bekanntlich nach hinten los – die vor einem Jahr vollzogene Transaktion läutete das Ende der Bank ein.

